Ärzteschaft

Gemeinsamer Aufruf: Ausländische Fachkräfte unverzichtbar für die Versorgung

  • Montag, 10. Februar 2025
/lucas, stock.adobe.com
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Berlin – Fachkräfte aus dem Ausland sind unverzichtbar für eine flächendeckende Krankenhausversorgung. Auch deshalb muss Deutschland ein weltoffenes und tolerantes Land bleiben. Mit diesem Appel haben sich Bundes­ärztekammer (BÄK), Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK), Deutscher Hebammenverband (DHV), Deutsche Krankenhausgesell­schaft (DKG), Deutscher Pflegerat (DPR), Marburger Bund (MB) und Verdi heute an Politik und Gesellschaft gerichtet.

„In vielen Teilen Deutschlands wäre die Versorgung ohne diese Kolleginnen und Kollegen aus dem Ausland akut gefährdet“, schreiben die Akteure aus dem Gesundheitswesen. Stationen in Kliniken müssten geschlos­sen und lange Wartelisten geführt werden. Pflegebedürftige könnten nicht mehr versorgt und zahlreiche Arztpraxen müssten geschlossen werden.

In dem Aufruf wird darauf hingewiesen, dass rund 15 Prozent aller Ärztinnen, Ärzte und Pflegefachpersonen in Deutschland eine ausländische Staatsbürgerschaft haben. Darüber hinaus beschäftige jedes Krankenhaus aus­ländische Fachkräfte und Mitarbeiter in allen Berufsgruppen, Pflegeheime ohne ausländische Mitarbei­terinnen und Mitarbeiter wären undenkbar. Hinzu kämen ungezählte Kollegen mit Migrationsgeschichte.

Gerade in den ländlichen Regionen sei der Anteil zugewanderter Ärzte, Pflegefachpersonen, Psychothera­peuten, Hebammen und weiterer Gesundheitsfachkräfte besonders hoch. Sie sicherten zusammen mit ihren deutschen Kollegen die Gesundheitsversorgung in der Fläche und sorgten dafür, dass Patienten und Pflege­bedürftige rund um die Uhr und wohnortnah professionelle Hilfe und Unterstützung erfahren würden.

„Natürlich ist die Integration von Menschen aus dem Ausland für beide Seiten auch kulturell und sprachlich herausfordernd. Aber dieses Engagement lohnt sich“, schreiben die Verbände.

Sie betonten, man betrachte es „mit großer Sorge“, dass ausländische Kolleginnen und Kollegen derzeit mit Schlagworten wie „Remigration“ und „Massenab­schiebungen“ „zutiefst verunsichert“ würden und nicht wenige von ihnen bereits darüber nachdenken würden, in einem anderen Land in Europa zu heilen, zu helfen und zu pflegen.

„Für die gesundheitliche Versorgung der Menschen in Deutschland würde das zu unverantwortbaren Verwer­fun­gen in der Behandlung und Betreuung der Menschen führen“, betonen Bundes­ärztekammer, Bundes­psycho­thera­peutenkammer, Deutscher Hebammenverband, Deutsche Krankenhausgesell­schaft, Deutscher Pflegerat, Marbur­ger Bund und Verdi.

Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte seien „für ein menschliches, diskriminierungsfreies Ge­sund­heitswesen essenziell“. „Menschen mit Migrationshintergrund sind und bleiben selbstverständlicher Teil unserer Gesellschaft. Das ist aktuell so, dafür wollen wir uns auch in Zukunft gemeinsam mit allen demokra­tischen Kräften einsetzen.“ In einer Demokratie würden alle gemeinsam – auch die Wähler – Verantwortung dafür tragen, „dass Deutschland ein tolerantes und weltoffenes Land“ bleibe.

Der Wirtschaftsrat der CDU hatte zuletzt ebenfalls wegen des Personalnotstands in der Pflege weitreichende Erleichterungen für die Einwanderung ausländischer Fachkräfte verlangt.

„Der Anwerbungsprozess für internationale Fachkräfte muss dringend vereinfacht werden, um den Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt zu beschleunigen und langfristig sicherzustellen“, heißt es im neuen Pflege­konzept der Unternehmervereinigung, das der Augsburger Allgemeinen vorlag. „Aktuell verhindern büro­kratische Hürden wie lange Bearbeitungszeiten und komplizierte Verfahren eine zügige Integration der Fachkräfte.“

Die Unionsorganisation fordert für ausländische Bewerber und heimische Pflegeanbieter ein digitales Service­portal im Internet, um Einreisen und Beschäftigungsverhältnisse ohne umfangreiche Behördengänge und Warte­zeiten schnell zu genehmigen. „Solche digitalen Prozesse könnten ausländischen Fachkräften erlauben, Verlän­gerungen und Statusänderungen der Visa unkompliziert und transparent vorzunehmen.“

Zudem fordert der CDU-Wirtschaftsrat Änderungen im Ausländerrecht. „Besonders problematisch sind auch Einzelfallprüfungen, die nicht nur extrem zeitaufwändig sind, sondern auch zu einer hohen administrativen Belastung der Ausländerbehörden führen“, kritisieren die CDU-Unternehmer.

Stattdessen sollen die Bewerberprofile von Staatsseite nur noch standardisiert geprüft werden. „Dies würde eine beschleunigte Bearbeitung gewährleisten und die Behörden entlasten.“ Die Organisation geht davon aus, dass in den nächsten Jahren deutschlandweit bis zu 280.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt werden, um den steigenden Bedarf zu decken.

may/dpa

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