Warnungen vor Versorgungslücken ohne syrische Fachkräfte

Berlin – Ärzte- und Pflegevertreter warnen vor einer Versorgungslücke im Gesundheitswesen, sollten viele syrische Fachkräfte nach dem Umbruch in ihrem Herkunftsland Deutschland verlassen.
„In ländlichen Regionen halten syrische Ärztinnen und Ärzte die Versorgung in Krankenhäusern aufrecht, ohne sie wird es eng“, sagte der Präsident des Verbandes leitender Krankenhausärztinnen und -ärzte, Michael Weber, der Bild. Es sei damit zu rechnen, „dass ein substanzieller Anteil der rund 5.000 syrischen Ärztinnen und Ärzte in Krankenhäusern in ihr Heimatland zurückkehrt“. Die Politik habe verschlafen, für mehr Medizinstudienplätze zu sorgen.
Die Vorsitzende des Ärzteverbandes Marburger Bund (MB), Susanne Johna, warnte für den Fall der Ausreise syrischer Ärzte ebenfalls vor einer „relevanten Belastung für die ohnehin angespannte ärztliche Versorgungslage in Deutschland“.
Auch Pflegevertreter sorgen sich um eine mögliche Verschärfung des Fachkräftemangels. Die Geschäftsführerin des Arbeitgeberverbandes Pflege (AGVP), Isabell Halletz, sagte der Bild, syrische Beschäftigte seien „eine zentrale Säule unter den Geflüchteten in der Pflege. Eine Rückkehr dieser Fach- und Arbeitskräfte wäre ein schwerer Schlag für die Altenpflege.“ Kleinere Einrichtungen könnten vor dem Aus stehen, warnte sie.
Mit dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad hat eine Debatte über eine Rückkehr syrischer Geflüchteter begonnen – hierzulande würden sie laut der Bundesarbeitsagentur (BA) dann vor allem in Mangelberufen und systemrelevanten Berufen fehlen. Die starke Konzentration syrischer Geflüchteter in Mangel- und systemrelevanten Berufen –wie etwa im Gesundheitswesen – habe „arbeitsmarktpolitische Bedeutung“, teilte das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der BA heute mit.
Laut Zahlen der Bundesärztekammer (BÄK) stellen Syrer die größte Gruppe von Ärztinnen und Ärzten ohne deutsche Staatsangehörigkeit. Ende 2023 waren 5.758 Ärztinnen und Ärzte mit Staatsangehörigkeit Syrien in der offiziellen Ärztestatistik gemeldet. Es sei davon auszugehen, dass die aktuelle Anzahl spürbar über dem Stand von 2023 liegt. Hierfür spreche beispielsweise die hohe Anzahl von laufenden Anerkennungsverfahren.
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