Ärzteschaft

Gemein­schafts­praxen, Telemedizin, mehr Honorar sind Rezepte gegen Ärztemangel

  • Freitag, 5. Mai 2017
Landärztin beim Hausbesuch
/Gina Sanders, stock.adobe.com

Mainz – Die Hausärzte wollen mit einem Bündel von Rezepten gegen den Ärztemangel vor allem auf dem Land vorgehen. Der Deutsche Hausärzteverband setzt auf Gemein­schaftspraxen, Telemedizin und auf mehr Honorar. „Wir fördern (...) die gemein­schaft­li­che Praxisausübung“, sagte Verbandschef Ulrich Weigeldt. „Ein Landarzt, der – wie das früher teilweise war – 24 Stunden bereitsteht und über 2.000 Fälle im Quartal behandelt, möchte keiner mehr sein.“ Die Hausärzte treffen sich von heute an zu ihrer Früh­­­jahrsta­gung in Mainz. Dabei ist auch der Medizinermangel vor allem in ländlichen Regionen ein Thema.

Von den rund 54.000 Hausärzten in Deutschland werden nach einer Prognose der Kassenärztlichen Bundesvereinigung im Jahr 2030 etwa 10.000 nicht mehr arbeiten. Der Hausärzteverband sucht nach Möglichkeiten, die Belastung der Ärzte zu verringern. „Wir arbeiten daran, zur Entlastung medizinische Fachangestellte weiterzuqualifizieren“, sagte Weigeldt. Mit telemedizinischer Ausstattung könnten sie bestimmte Routine-Hausbe­su­che übernehmen, für die keine Arzt-Konsultation notwendig sei. „Der Hausarzt kann sich dann über Videotelefonie dazuschalten.“ Bei Bedarf fahre der Hausarzt weiter persönlich zum Patienten.

DHAEV, Ulrich Weigeldt, Quelle: Axentis, GeorgLopata
Ulrich Weigeldt, Vorsitzender des Deutschen Hausärzteverbands /Axentis, Georg Lopata

„Wir brauchen außerdem eine Anpassung des Honorars“, sagte Weigeldt. Der Unter­schied zu den anderen Fächern müsse zumindest minimiert werden. Er warnte zugleich da­vor, Hausärzten Kompetenzen wegzunehmen – zum Bei­spiel dadurch, einen Fach­arzt für Geriatrie (Altersmedizin) einzuführen. „In der Regel dauert die Beziehung zwischen den Patienten und dem Hausarzt doppelt so lange wie eine durchschnittliche Ehe in Deutschland hält, nämlich 14 Jahre. Da können wir nicht sagen, jetzt bist du alt, lieber Patient, und ab jetzt gehst du zum Geriater.“

Die Ersatzkassen halten ebenfalls mehr Engagement für notwendig, um den Hausärzte­mangel zu lindern – auch schon an der Universität. „Bei einem immer höheren Frauen­anteil im Medizinstudium spielt die Vereinbarkeit von Beruf und Familie eine immer wich­tigere Rolle“, sagte der Vorsitzende des Verbands der Ersatzkassen, Uwe Klemens. Auch für junge Männer, die Medizin studieren, sei die Familienplanung mit 30 Jahren nicht vor­bei.

Bund und Länder hatten Ende März den „Masterplan Medizinstudium 2020“ beschlos­sen, mit dem Medizinstudenten verstärkt für eine Niederlassung als Landarzt gewonnen wer­den sollen. Der Deutsche Hausärzteverband begrüßte den Plan. „Ich glaube, es ist sehr positiv, wenn ein Arzt in der Famulatur oder im praktischen Jahr in eine Praxis aufs Land geht und dann feststellt, auf dem Land ist es gar nicht so schlimm“, sagte Weigeldt.

Auf Länderebene suchen Politik und Hausärzte gemeinsam nach Mitteln gegen den Ärztemangel. „Zur nachhaltigen Nachwuchssicherung haben wir ein ganzes Bündel un­terschiedlichster Maßnahmen entwickelt“, sagte die rheinland-pfälzische Gesund­heits­ministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD). Dazu zählt sie zum Beispiel die Stärkung der Allgemeinmedizin im Studium und die Förderung der hausärztlichen Versorgung spe­ziell in ländlichen Regionen. Weitere Impulse erwarte sie sich vom „Masterplan Medizin­stu­dium 2020“.

Rückgrat der Versorgung

Die Bundesregierung will mehr Ärzte dazu bewegen, auf dem Land zu praktizieren. „Die Hausärzte sind das Rückgrat der medizinischen Versorgung nah am Menschen“, sagte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU). Er wolle, dass das auch weiterhin so bleibe. Dafür seien auf dem Land besondere Anstrengungen nötig. Gröhe verwies unter anderem auf zusätzliche Möglichkeiten, um junge Mediziner mit Vergütungs­anreizen und Hilfen bei der Niederlassung auf dem Land zu unterstützen. Die Weiterbildung zum Haus­arzt werde besser vergütet und die Allgemeinmedizin im Medizinstudium gestärkt.

dpa

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung