Ausland

Gericht in Ecuador erlaubt Schwangerschafts­abbrüche nach Vergewaltigungen

  • Donnerstag, 29. April 2021
/freshidea, stock.adobe.com
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Quito – Das ecuadorianische Verfassungsgericht hat die Entkriminalisierung von Schwangerschaftsab­brüchen nach Vergewaltigungen beschlossen. Sieben der Richter hätten für den Schritt gestimmt, zwei dagegen, teilte der ecuadorianische Menschenrechtsbeauftragte Freddy Carrion gestern im Onlinedienst Twitter mit.

Das konservative Ecuador verfügt über ein äußerst strenges Abtreibungsrecht. Illegale Schwanger­schafts­­ab­­­brüche können mit bis zu drei Jahren Haft bestraft werden. Carrion würdigte den Kampf von „Frauen und feministischen Organisationen für eine gerechtere und gleichberechtigtere Gesellschaft“. Dieser habe das Urteil des Verfassungsgerichts erst ermöglicht. „Von heute an wird keine vergewaltigte Frau mehr kriminalisiert werden“, erklärte er.

Nach Angaben von Carrions Büro brechen in Ecuador im Schnitt täglich sechs Mädchen eine Schwanger­schaft ab. Bei den betroffenen Mädchen unter 14 Jahren kommen die Schwangerschaften demnach in 80 Prozent der Fälle durch Vergewaltigungen zustande. Nach Angaben von Frauenrechtsorganisationen brin­gen in Ecuador jedes Jahr etwa 2.500 Mädchen unter 14 Jahren Kinder zur Welt, nachdem sie verge­waltigt wurden.

Bisher waren Schwangerschaftsabbrüche in Ecuador nur dann legal, wenn das Leben oder die Gesund­heit der Schwangeren in Gefahr ist oder eine Frau mit geistiger Behinderung vergewaltigt wurde. Im Jahr 2019 hatte das Parlament in Quito gegen eine Lockerung des Abtreibungsrechts gestimmt.

Rund 80 Prozent der ecuadorianischen Bevölkerung sind katholisch. Auch in vielen anderen latein­ameri­ka­nischen Ländern gelten sehr strenge Abtreibungsgesetze. Als viertes Land Lateinamerikas hatte Ar­gen­tinien im Januar Schwangerschaftsabbrüche legalisiert.

afp

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