Gesundheits-ID war Ursache für E-Rezept-Störungen

Berlin – Die Störungen beim elektronischen Rezept (E-Rezept) sind behoben. Die IT-Dienstleister IBM und Bitmarck waren nach einigen Schwierigkeiten bei ihrer Behebung erfolgreich. Ursache waren die neu eingeführten Gesundheits-ID. Die Gematik betont, dass nur ein sehr kleiner Teil der Versicherten betroffen gewesen sei.
Seit mehreren Tagen kam es zu Störungen bei der sogenannten sektoralen IDP, also dem Identity Provider, der die digitalen Identitäten erstellt und verwaltet. Nach dem IT-Dienstleister Bitmarck traf das Problem gestern auch IBM.
Dadurch war für Versicherte der AOK kein Zugriff auf das E-Rezept über die E-Rezept-App mit Anmeldung über die Versicherten-Apps möglich. Ein erster Korrekturversuch von IBM war laut Gematik gescheitert.
Auch heute sei die Korrektur vorerst „nur in Teilen erfolgreich“ gewesen, wie die Gematik meldete. Dabei hing es vom Betriebssystem des Smartphones ab: Auf Android funktionierte das Verfahren wieder. Nutzerinnen und Nutzer von iOS hingegen mussten aufgrund gecachter Daten die E-Rezept-App und AOK-App neu installieren oder auf das Auslaufen des Caches warten.
Gegen 16 Uhr meldete die Gematik dann, dass der Dienst für die AOK-Versicherten wieder uneingeschränkt zur Verfügung stehe. Sollten einzelne Nutzer von iOS-Smartphones weiterhin Probleme feststellen, werde jedoch weiterhin empfohlen, die E-Rezept-App und die AOK-App zu löschen und neu zu installieren.
Bei Bitmarck – Dienstleister für BKKen, IKKen und DAK-Gesundheit – hieß es wiederum, die Bereitstellung einer Lösung werde noch einige Tage in Anspruch nehmen. Bis dahin ergreife das Unternehmen „organisatorische Maßnahmen, um die Stabilität des Dienstes unter Anwendung eines Workarounds bestmöglich zu gewährleisten“.
Auf Anfrage erklärte der Kassendienstleister aber wenig später, das Problem ebenfalls behoben und die volle Funktionalität der E-Rezept-App wieder hergestellt zu haben.
Geringe Verbreitung
Zwar wurde die E-Rezept-App laut Dashboard der Gematik bereits 650.000-mal heruntergeladen, aufgrund des komplizierten Anmeldeverfahrens über eine PIN der Krankenkasse wird aber nur ein kleiner Bruchteil dessen tatsächlich genutzt. Eine Erleichterung – und damit bessere Verbreitung – soll die Einführung elektronischer Identitäten (eID) beziehungsweise Gesundheits-ID bringen.
Diese werden seit vergangenem Jahr schrittweise eingeführt. Anfang September erhielt die Telekom-Tochter T-Systems als erster Anbieter eine Zulassung der Gematik, Mitte Dezember folgten RISE und IBM. Bitmarck und RISE haben ihre Gesundheits-ID seit 2021 gemeinsam entwickelt. Seit dem 1. Januar sind die Krankenkassen verpflichtet, ihren Versicherten auf Wunsch eine Gesundheits-ID zur Verfügung zu stellen.
Das soll ermöglichen, dass Versicherte über ihre elektronischen Patientenakten (ePA) direkt in die E-Rezept-App wechseln und sich mit der Gesundheits-ID in ihr anmelden können. Genau hier ist nun jedoch das Problem aufgetreten.
„Bei der Gesundheits-ID, die bei den vorliegenden Störungen betroffen ist, handelt es sich um eine neue Anwendung im Feld“, erklärte eine Gematik-Sprecherin auf Anfrage. „Wir stehen dazu im engen Austausch mit den Beteiligten und gehen davon aus, dass die Problematiken innerhalb der nächsten Tage vollständig behoben werden.“
Was genau mit der Gesundheits-ID schiefgelaufen war und ob es neben der zeitlichen Nähe auch einen sachlichen Zusammenhang zu den Störungen bei den beiden Anbietern gab, beantworteten weder Gematik noch Bitmarck auf Anfrage. Störungen bei der Gesundheits-ID des dritten Anbieters, T-Systems, hat die Gematik nicht vermeldet.
Wenige Betroffene
Wie viele Betroffene es gibt, ist unklar. Konkrete Zahlen zu betroffenen Versicherten würden der Gematik nicht vorliegen, hieß es. Die Zahl der Versicherten, die bei den betroffenen Krankenkassen AOK, BKKen, IKKen und DAK-Gesundheit versichert sind und dieses neue Verfahren bereits nutzen, dürfte jedoch nicht über eine niedrige vierstellige Zahl hinausgehen.
„In der Kombination von E-Rezept-App und Anmeldung mittels der ePA-App und der Gesundheits-ID ist davon auszugehen, dass es sich hierbei um eine sehr niedrige Anzahl an Betroffenen handelt“, versicherte eine Gematik-Sprecherin.
Der direkte Zugriff über die E-Rezept-App der Gematik mit der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) und der PIN der Krankenkasse sei ebenso wenig eingeschränkt gewesen wie die Einlöseverfahren über die eGK oder den Papierausdruck in der Praxis, betonte auch Bitmarck auf Anfrage. „Von den temporären Einschränkungen war nur ein sehr kleiner Teil der Versicherten betroffen“, beteuerte ein Sprecher.
Auch Arztpraxen und Apotheken seien nicht betroffen, sie könnten E-Rezepte weiter normal ausstellen und einlösen, erklärte die Gematik und verwies darauf, dass beim E-Rezept-Aufkommen kein Einbruch zu erkennen gewesen sei. So seien im Vergleich von gestern auf heute 845.000 E-Rezepte eingelöst worden.
„Die bereits erprobten Abläufe funktionieren“, betonte eine Sprecherin. Unabhängig von den vorliegenden Störungen empfehle sie den Praxen, ihre Software auf verfügbare Updates zu prüfen und diese zeitnah einzuspielen. Potenzielle Fehleranfälligkeiten bei der Ausstellung von E-Rezepten könnten so oftmals vermieden werden.
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