Vermischtes

Gesundheits­wirtschaft in Mecklenburg-Vor­pommern setzt auf Imagewandel

  • Montag, 2. Januar 2017

Rostock – Der Chef des Kuratoriums Gesundheitswirtschaft in Mecklenburg-Vorpom­mern, Wolfgang Schareck, hat in der Branche einen Imagewandel gefordert. Nur so könne dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden. „Mecklenburg-Vorpommern gilt als das Florida Deutschlands, wegen der alten Menschen, die hierher kommen. Wir müssen das Kalifornien Deutschlands werden, von dem junge Leute sagen, da habe ich Zukunftschancen“, sagte Schareck.

Kalifornien gilt unter anderem wegen der High-Tech-Region Silicon Valley als der US-Bun­desstaat mit dem größten Potenzial bei der Entwicklung neuer Technologien. Wie sehr die Entwicklung in Mecklenburg-Vorpommern leide, könne an einer Umfrage unter Life-Science-Firmen im Nordosten abgelesen werden. Aktuell gebe es in diesen Firmen 50 freie Stellen alleine für Bioinformatiker, die sofort besetzt werden könnten.

Klar sei, dass es nicht die eine richtige Antwort geben könne, sagte Schareck, der auch Direktor der Universität Rostock ist. Deshalb habe das Kuratorium fünf Strategiegruppen gebildet, in denen sich die Experten um die Themen Life Science, Gesundheitstouris­mus, Gesundheitsdienstleistungen, Gesundes Alter(n) und Ernährung kümmerten. Zu deren Aufgaben gehöre es auch, sich um die Beschäftigungssituation zu kümmern. „Wenn wir es nicht schaffen, das Verhältnis alt zu jung auszugleichen, dann muss 2030 statt 40 sogar 50 Stunden pro Woche gearbeitet werden – für das gleiche Geld.“

Schareck zufolge sei die Lage bedrohlich. Im Jahr 2020 fehlten rund 3.000 Pflegekräfte, 43 Prozent der Hausärzte würden über 68 Jahre alt sein. Die ambitionierten Ziele bei der Entwicklung hin zum Gesundheitsland Nr. 1 gerieten in Gefahr. Gerade bei der Ausbil­dung der Hausärzte könne angesetzt werden. „Müssen Hausärzte sechs Jahre studieren plus einer fünfjährigen Facharztausbildung?“, fratge er. Scharecks Antwort: „Man braucht keine elf Jahre.“ Auch müssten neuere Methoden wie die der Telemedizin in Ausbildung und Alltag stärker eingebunden werden.

Ein prinzipielles Problem des Landes sei, dass in vielen Branchen die Bezahlung noch im­mer unter dem bundesweiten Schnitt liege, sagte Schareck. „Über die Qualifizierung ent­steht ein berechtigter Anspruch auf eine bessere Bezahlung.“ Die Wertschätzung für gute Arbeit müsse zunehmen, dies trage in großem Maße zur Imageverbesserung bei.

Auch die Physiotherapeuten hatten jüngst Alarm geschlagen. Aktuell fehlten im Nordos­ten rund 250 Fachkräfte. „Aber der Markt ist leer“, berichtete René Portwich vom Vor­stand des VDB-Physiotherapieverbands. Der Hauptgrund für die Personalprobleme sei die schlechte Bezahlung. Portwich kritisierte, dass viele Physiotherapeuten Kurse für ihre Zusatzqualifikation aus eigener Tasche finanzieren müssten.

dpa

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