Gewalt am Arbeitsplatz: Mehr Prävention notwendig
Berlin – Ein „hohes Engagement aller Verantwortlichen für Sicherheit und Gewaltfreiheit am Arbeitsplatz und eine bedingungslose Null-Toleranz-Strategie“ gegen Gewalt in Klinik und Praxis fordert der Weltverband der Pflegeberufe ICN (International Council of Nurses) in einem neuen Positionspapier.
„Gewalt am Arbeitsplatz ist ein weit verbreitetes Problem in allen Bereichen der Gesundheitsversorgung. Auch in deutschen Einrichtungen nimmt Gewalt gegen Pflegende zu, die Hemmschwellen sinken und die Übergriffe haben gravierende Folgen“, kommentierte der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) das Papier. Häufig betroffen seien zum Beispiel die Psychiatrie, Notfallaufnahmen, Bereitschaftsdienste, Nachtschichten sowie Einzelarbeitsplätze.
Es fehlen Strategien
„Das Verschweigen von Gewalt am Arbeitsplatz hat die Entwicklung und Implementierung von effektiven Präventions- und Management-Strategien verhindert“, kritisiert der ICN in dem Positionspapier. Andere Barrieren seien fehlende Beweise für den Übergriff, wenn keine physischen Verletzungen sichtbar seien, ungeeignete und zeitfressende Berichtssysteme, fehlende Unterstützung durch das Management und die Pflegeleitungen sowie die Angst vor Vergeltung, Schuldzuweisungen oder Benachteiligungen.
Der ICN ruft in dem Positionspapier Arbeitgeber dazu auf, den Zugang zu Beratungsdiensten für professionell Pflegende sicherzustellen einschließlich der Unterstützung (rechtlich und emotional) während der Prozeduren zur Dokumentation, der Entschädigung und des juristischen Verfahrens. Darüber hinaus müssten nutzerfreundliche, vertrauenswürdige und effektive Berichtssysteme geschaffen und gefördert werden.
Auch sei sicherzustellen, dass passende und effektive Risiko-Management-Systeme, Strategien und Prozeduren sowie Arbeitsschutzpläne gelten und ihre Einhaltung überprüft wird. Zusätzlich spricht sich der ICN dafür aus, bessere Schulungsmaßnahmen und fortlaufende Trainings zu Prävention, Anerkennung und Management von Gewalt durchzuführen und zu fördern.
Bereits in diesem Frühjahr hatte die Bundesärztekammer (BÄK) gefordert, Ärzte und andere Angehörige von Gesundheitsberufen besser vor Gewalt zu schützen. „Alle im Gesundheitswesen tätigen Hilfeleistenden bei Unglücksfällen, gemeiner Gefahr oder Not in Ausübung ihres Berufes, zum Beispiel im Rettungsdienst, in Rettungsstellen eines Krankenhauses oder im Notfall- und Bereitschaftsdienst, müssen durch die gesetzliche Regelung geschützt werden“, schrieb der BÄK-Präsident Frank Ulrich Montgomery an Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD).
Diese Forderung blieb in einem Ende April vom Deutschen Bundestag beschlossenen Gesetz jedoch zu weiten Teilen unberücksichtigt. Das Parlament beschloss lediglich höhere Strafen für Angriffe auf Rettungskräfte, Feuerwehrleute und Polizisten.
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