Global Solutions Summit: Plädoyer für Ausbau globaler Impfstoffproduktion

Berlin – Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) haben sich erneut für einen möglichst raschen Ausbau der globalen COVID-19-Impfstoffproduktion ausgesprochen.
Merkel erklärte heute beim sogenannten Global Solutions Summit, dass die führenden Industrie- und Schwellenländer der G20 gefragt seien, diesen Aufbau voranzubringen. Es fehlten nicht nur finanzielle Mittel für die Verteilung von Impfstoff, sondern auch für Produktionskapazitäten.
„Die Welt ist eine Schicksalsgemeinschaft“, sagte Merkel. Dies gelte bei Herausforderungen wie der Coronapandemie, dem Klima oder nachhaltiger Entwicklung. Die Pandemie zeige, dass nationale Ansätze bei Weitem nicht ausreichten. Es gehe darum, allen, auch den ärmsten Ländern, Zugang zu Impfstoff, Medikamenten und Tests zu ermöglichen.
Zugleich betonte Merkel, dass die Anreize für Unternehmen zu Forschung und Entwicklung hochgehalten werden müssten. Dabei spiele Patentschutz eine wichtige Rolle. Produktionskapazitäten sollten mithilfe von Lizenzen aufgebaut werden.
Entwicklungsminister Müller sagte, Corona werde nicht in einem Jahr vorbei sein, da das Virus mutiere. „Wir müssen deshalb vorausschauend planen und Impfstoffproduktionsstätten weltweit ausbauen“, wurde Müller in einer Mitteilung des Ministeriums zitiert.
Deutschland stehe bereit, Partnerländer beim Aufbau der Impfstofflogistik und einer eigenen Impfstoffproduktion zu unterstützen. Ein konkretes Ziel sei es beispielsweise, Südafrika zu einem Produktionsstandort für das gesamte südliche Afrika auszubauen. Dazu wolle man Kredite für eine Anschubfinanzierung bereitstellen. Dies helfe mehr als Patente einfach nur freizugeben.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte gestern im Rahmen des Global Solutions Summit 2021 betont, die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie, insbesondere das Impfen, zeigten Erfolge. Angesichts der in den vergangenen 15 Monaten weltweit festzustellenden dramatischen Auswirkungen müsse man jedoch konstatieren, dass man offensichtlich nicht ausreichend auf eine solche Pandemie vorbereitet gewesen ist.
Spahn sprach sich in diesem Zusammenhang dafür aus, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) umfassend zu stärken. Die Pandemie habe klar den Mangel an organisatorisch-logistischen Kapazitäten und finanzieller Ausstattung aufgezeigt – mit negativen globalen Folgen.
Investitionen in die WHO würden sich langfristig auszahlen, dazu sei nun der entsprechende politische Wille erforderlich. Auf Basis der vorhandenen Erkenntnisse sei klar, dass man sich eine Wiederholung der Versäumnisse nicht leisten könne.
Gabriela Ramos von der Unesco verwies diesbezüglich darauf, dass eine funktionierende Gesundheitsversorgung auch die Grundvoraussetzung für soziales und wirtschaftliches Leben sei – dies habe die Coronapandemie verdeutlicht. Deshalb müsse der Umgang mit den Gesundheitssystemen in diesem Sinne überdacht werden und vor allem die multilaterale Zusammenarbeit gestärkt werden.
Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) hob die Bedeutung der weltweiten Initiative Covax für Coronaimpfstoffe in ärmeren Ländern hervor. Eine große internationale Aufgabe sei es nun zu organisieren, dass alle Länder ihre Bevölkerung impfen könnten.
Dafür sei Solidarität und finanzielle Unterstützung notwendig. Deutschland zahle große Summen für die Covax-Initiative. Er hoffe, dass andere Länder mit ähnlichen Summen folgen, betonte Scholz. Impffortschritte auf der ganzen Welt würden auch der deutschen Wirtschaft auf die Beine helfen, betonte der SPD-Kanzlerkandidat.
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