Grippeimpfungen in Apotheken für Hausärzteverband gescheitert

München – Der Bayerische Hausärzteverband sieht das Modellprojekt zu Grippeschutzimpfungen in Apotheken im Freistaat als gescheitert. Die AOK Bayern habe in einem Schreiben an den Landesvorsitzenden, Markus Beier, selbst indirekt eingeräumt, dass es zu keinem messbaren Anstieg der Impfquote geführt hat, erklärten die Hausärzte.
Im Herbst 2020 hatte die AOK Bayern das Modellprojekt in der Oberpfalz gemeinsam mit dem Apothekerverband Bayern initiiert. Seitdem hätten „rund 70 teilnehmende Apotheken über 400 Impfungen“ durchgeführt, zitiert der Hausärzteverband aus dem Schreiben. Das entspreche pro Apotheke weniger als sechs Impfungen in anderthalb Jahren.
„Der Pilotversuch ist kläglich gescheitert“, erklärt Baier nun. Unklar bleibe zudem, wer diese 400 Impfungen überhaupt in Anspruch genommen hat. „Sind damit wirklich Patientinnen und Patienten erreicht worden, die zuvor keine Grippeschutz-Impfung in Anspruch genommen haben.“
Die Hausärzte im Freistaat würden deshalb mit Empörung zur Kenntnis nehmen, dass die AOK Bayern jetzt angekündigt hat, den gescheiterten Pilotversuch auf das ganze Bundesland auszurollen.
„Es ist lächerlich und absurd, dass die AOK Bayern an einer wirren Idee festhält, die weder den Apotheken noch den Patientinnen und Patienten nutzt“, so Beier. „Mit ihrem Vorstoß treibt die AOK Bayern ohne Not einen Spaltpilz zwischen Hausärzte und Apotheker, die bislang insbesondere auf dem Land ein gutes Miteinander gepflegt haben. Gewinner werden am Ende die kapitalgesteuerten Online-Apotheken sein.“
Auch die Vorgehensweise kritisierte Beier. Er habe kein Verständnis dafür, dass die bayerischen Hausärzte von der Entscheidung zuerst aus den Medien erfahren hätten. Die AOK Bayern und der Bayerische Hausärzteverband hätten in den vergangenen Jahren die Hausarztzentrierte Versorgung gemeinsam mit großem Erfolg weiterentwickelt.
„Wir hätten deshalb erwartet, dass die AOK Bayern vorab mit dem Bayerischen Hausärzteverband das Gespräch sucht, um gemeinsam an Lösungen zu arbeiten, wie man regional niedrigen Impfquoten von AOK Bayern Versicherten entgegenwirken kann.“
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