Großes Ärzteinteresse an Projekt zu rationalem Antibiotikaeinsatz

Düsseldorf/Berlin – Das Interesse der Ärzte in Nordrhein-Westfalen (NRW) an dem im Sommer gestarteten Projekt „Resistenzvermeidung durch adäquaten Antibiotikaeinsatz bei akuten Atemwegsinfektionen“ (RESIST) ist groß. Darauf haben jetzt die beiden Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) des Bundeslandes hingewiesen.
In Westfalen-Lippe haben bislang 311 niedergelassene Ärzte die entsprechende Onlineschulung absolviert und können seit dem dritten Quartal 2017 das Arzt-Patienten-Gespräch zum rationalen Antibiotikaeinsatz abrechnen. Damit werden in Westfalen-Lippe von Oktober bis Dezember 2017 voraussichtlich rund 6.220 Patienten von dem Projekt profitieren. In Nordrhein beteiligen sich bisher 160 Ärzte an RESIST (3.200 teilnehmende Patienten im laufenden Quartal). Die Frist für die Einschreibung der Ärzte ist bis zum Jahresende verlängert worden.
Auf zwei Jahre angelegt
Elf KVen, die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und der Verband der Ersatzkassen (vdek) haben RESIST initiiert. Das Modellvorhaben ist auf zwei Jahre angelegt und wird mit 14 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds der Bundesregierung gefördert. RESIST wird wissenschaftlich durch das Institut für Allgemeinmedizin der Universitätsmedizin Rostock in Zusammenarbeit mit dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung begleitet. Fallen die Erfahrungen positiv aus, sollen die Kernelemente dieses Versorgungsansatzes in die Regelversorgung einfließen.
Jetzt im Herbst werden Atemwegsinfektionen wieder häufiger. „Viele der Betroffenen suchen deshalb ihren Hausarzt auf und fragen gezielt nach Antibiotika, weil sie schnell wieder voll einsatzfähig sein wollen“, berichtete Carsten König, stellvertretender Vorsitzender der KV Nordrhein. Bekanntlich werden diese aber meist durch Viren ausgelöst.
„Der unsachgemäße, breite Gebrauch von Antibiotika unterstützt die Resistenzentwicklung von krankheitserregenden Bakterien und schwächt somit die Wirksamkeit der Medikamente“, warnte Wolfgang-Axel Dryden, Erster Vorsitzender der KV Westfalen-Lippe und ebenfalls Allgemeinarzt.
„Im Mittelpunkt von RESIST steht die Arzt-Patienten-Information und dabei ganz konkret die gemeinsame Entscheidungsfindung“, sagte Dirk Ruiss, Leiter der vdek-Landesvertretung NRW. „Hierzu wurden spezifische Instrumente entwickelt, darunter eine Onlineschulung für Mediziner sowie Informationsflyer für Patienten und Entscheidungshilfen für Ärzte und Patienten.“ Von dem Projekt profitieren können alle Versicherten der Ersatzkassen mit Verdacht auf einen Atemwegsinfekt, die einen der am Projekt teilnehmenden Ärzte aufsuchen.
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