Grünenthal hält Contergan-Dokumente weiter unter Verschluss
Aachen – Das Archiv des früheren Contergan-Herstellers Grünenthal bleibt Wissenschaftlern weiter verschlossen. Die Öffnung sei aufgrund der umfangreichen und komplexen Schadenersatzprozesse unter anderem in den USA nicht möglich, teilte das Unternehmen heute mit. Wissenschaftler der Universität Münster wollten für die Aufarbeitung der Rolle Nordrhein-Westfalens in dem Arzneimittelskandal ins Archiv des Pharmakonzerns.
„Was hat Grünenthal zu verbergen?“, fragte der Bundesverband Contergangeschädigter in einer Mitteilung. Zweimal habe das Unternehmen in den letzten Jahren angekündigt, sein Archiv zu öffnen. Passiert sei nach den Zusagen in 2009 und 2012 nichts. Die aktuelle Begründung lasse den Schluss zu, dass die Dokumente juristischen Zündstoff bergen.
Nach der Markteinführung 1957 waren durch das Schlafmittel Contergan weltweit 10.000 Kinder mit schweren Missbildungen auf die Welt gekommen. Von den 5.000 in Deutschland leben noch rund 2.400.
Zuletzt war Grünenthal von einem Madrider Gericht wegen „nachlässigen Verhaltens“ zur Zahlung von Entschädigungen verurteilt worden: Der Konzern habe in Spanien Medikamente mit dem Contergan-Wirkstoff Thalidomid vertrieben, obwohl er von der Schädlichkeit gewusst habe. Etwa 180 Geschädigte hatten geklagt. Der Konzern hatte Berufung angekündigt.
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