Ausland

Häusliche Pflege in Europa überall Frauensache

  • Mittwoch, 14. Februar 2024
/picture alliance, photothek, Ute Grabowsky
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Berlin – Frauen leisten in allen Ländern Europas den größten Teil der häuslichen Pflege von Angehörigen. Für die heute in Berlin veröffentlichte Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) wurden 17 europäische Länder verglichen.

Nach den Erkenntnissen der Studienautoren ist der „Gender Care Gap“ in den Ländern kleiner, in denen mehr Geld für das formelle Pflegesystem ausgegeben wird. Mitverantwortlich für die ungleiche Verteilung ist aber auch der Arbeitsmarkt.

In Deutschland gehen Frauen seltener einer Erwerbsarbeit nach und verdienen weniger, weshalb sie dann häufiger als Männer für die Pflege von Angehörigen ihre Arbeitszeit reduzieren oder die Erwerbstätigkeit ganz aufgeben.

„Die Geschlechterungleichheiten in der informellen Pflege hängen mit Investitionen im Gesundheitswesen, dem Pflegesystem und den Strukturen des Arbeitsmarktes zusammen“, fasst Mia Teschner, wissenschaftliche Mitarbeiterin am DIW Berlin, die Ergebnisse zusammen.

Konkret zeigt die Untersuchung, dass Frauen in allen Ländern öfter informelle Pflege als Männer leisten. In Portugal, der Schweiz und Schweden ist der Unterschied am geringsten. Hier pflegen Frauen etwas weniger als doppelt so oft wie Männer.

In den Ländern mit dem höchsten „Gender Care Gap“ – Luxemburg, Griechenland und Kroatien – ist der Anteil der pflegenden Frauen rund dreimal so hoch wie der Anteil pflegender Männer. Deutschland liegt im Mittel­feld: Frauen pflegen etwas mehr als doppelt so häufig die Angehörigen wie Männer.

Die Ergebnisse der Analyse zeigen darüber hinaus, dass in Ländern, in denen insgesamt die Ausgaben für Langzeitpflege höher sind, wie etwa in Schweden, Belgien oder der Schweiz, der „Gender Care Gap“ geringer ist.

Auf der anderen Seite zeigen sich in Ländern vergleichsweise hohe geschlechtsspezifische Unterschiede in der privat geleisteten Pflege, in denen die Ausgaben für Langzeitpflege gering sind, wie etwa Kroatien oder Griechenland. Deutschland ordnet sich hier in beiden Dimensionen im Mittelfeld ein.

Nach Auffassung der Studienautoren kann Deutschland von den Ländern mit geringem „Gender Care Gap“ wie Schweden oder Schweiz lernen, um eine gerechtere Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit zwischen den Geschlechtern zu erreichen. Die Bundesrepublik sollte mehr in formelle Pflege investieren, um Angebot und Qualität zu erhöhen und um den Aufwand der Angehörigen für die informelle Pflege zu verringern.

„In einer klugen Mischung könnten die höheren Ausgaben für die formelle Pflege aus Steuern oder höheren Beiträgen zur Pflegeversicherung finanziert werden. Zudem könnten die Pflegeversicherung zu einer Bürger­versicherung ausgeweitet werden“, heißt es.

Zudem müssten mehr Männer für die informelle Pflege mobilisiert werden. Entscheidend sei dafür, dass die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen auf dem Arbeitsmarkt reduziert werde.

kna

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