Entlastungshilfe von pflegenden Angehörigen selten genutzt

Erlangen – Bei der Entlastung pflegender Angehöriger klafft eine große Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Das haben Versorgungsforscher der Universität Erlangen-Nürnberg laut Mitteilung von gestern herausgefunden.
Bei einer Befragung Pflegender stellten sie demnach fest, dass Hilfsangebote wie Haushaltshilfen, Tagespflege, Essen auf Rädern oder Fahrdienste zwar bekannt waren, aber häufig nicht genutzt wurden.
Mehr als 40 Prozent hätten keines der acht abgefragten Entlastungsangebote wahrgenommen, hieß es. Zugleich hätten 72 Prozent den Wunsch geäußert, künftig mindestens ein solches Angebot nutzen zu wollen.
Es sei dringend notwendig, die Gründe dafür zu erforschen, sagte die Wissenschaftlerin Anna Pendergrass. Daraus könnten dann wirksame Strategien abgeleitet werden, Angehörige bedarfsgerecht zu unterstützen. Auf jeden Fall aber müssten ambulante Angebote in den nächsten Jahren massiv ausgebaut werden.
Nach Angaben der Bundesregierung pflegen in Deutschland rund 2,5 Millionen Berufstätige einen Angehörigen. Bei einer Befragung durch Erlanger Forscher gaben 23 Prozent an, ihre Arbeitszeit deshalb zu reduzieren.
Rund elf Prozent hätten ihren Job ganz aufgegeben, die meisten von ihnen Frauen. Dies sei nicht nur mit finanziellen Einbußen für die Betroffenen verbunden, es bedeute auch einen Verlust für den Wirtschaftsstandort Deutschland.
Nach Angaben der Uni stammen die Daten aus einer repräsentativen Befragung von rund 5.000 Pflegenden vor vier Jahren in Bayern. Diese seien nun für eine Online-Veröffentlichung zum Thema „Pflegebedürftigkeit im Alter“ in der Thieme-Fachzeitschrift Das Gesundheitswesen neu ausgewertet worden, hieß es.
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