Herz-Kreislauf-Stillstand: Laienreanimation verbessert Kurz- und Langzeitüberleben

Nürnberg – Mehr als 70.000 Menschen erleiden jedes Jahr in Deutschland einen Herz-Kreislauf-Stillstand außerhalb eines Krankenhauses. Wenn Anwesende unverzüglich mit einfachen Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen, verbessern sich die Überlebenschancen der Betroffenen erheblich. „Aktuelle Daten des Deutschen Reanimationsregisters bestätigen, dass die Laienreanimation ein Erfolgsfaktor für das Kurz- und Langzeitüberleben sowie eine gute neurologische Erholung ist“, berichtet die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI).
Da der Rettungsdienst selten innerhalb von acht Minuten beim Patienten sein könne, komme der Laienreanimation eine sehr hohe Bedeutung zu. „Dies vor allem, weil 60 Prozent der Herz-Kreislauf-Stillstände zu Hause auftreten“, sagte Bernhard Zwißler, Kongresspräsident des diesjährigen Deutschen Anästhesiecongresses (DAC) in Nürnberg und Präsident der DGAI. Erfahrungen aus anderen Ländern wie Dänemark zeigten, dass die Laienreanimationsquote durch Informationskampagnen und Wiederbelebungsunterricht in Schulen innerhalb von zehn Jahren mehr als verdoppelt werden könnte. „Ließe sich die Quote in Deutschland entsprechend steigern, dann könnten hierzulande pro Jahr 10.000 Menschen mehr überleben“, so Zwißler.
Deutschland nicht mehr Schlusslicht, aber im unteren Drittel
Nur in rund einem Drittel der Notfälle trauen sich Ersthelfer in Deutschland eine Reanimation bis zum Eintreffen des Notarztes zu. „Deutschland ist allerdings endlich nicht mehr europäisches Schlusslicht bei der Reanimation durch Laien“, sagte Jan-Thorsten Gräsner. Er ist Vertreter der Notfallmedizin im DGAI-Präsidium und Direktor des Instituts für Rettungs- und Notfallmedizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Kiel.
Vor neun Jahren lag die Laien-Reanimationsquote in Deutschland nur bei 16 Prozent. Im europäischen Vergleich liegt Deutschland bei der Laienreanimation laut Fachgesellschaft aber weiterhin im unteren Drittel. Die skandinavischen Länder schneiden am besten ab: In Norwegen liege die Laienreanimationsquote bei 70 Prozent. Laut der DGAI gibt es in Deutschland deutliche Unterschiede bei der ersten Hilfe zwischen Stadt und Land: „Wir stellen immer wieder fest, dass in ländlichen Gegenden zu wenig über die Wiederbelebung bekannt ist“, so Gräsner.
Die Daten über die Bedeutung der Laienreanimation wie auch über die Laienreanimationsquote konnte die DGAI über das Deutsche Reanimationsregister gewinnen. Zehn Jahre nach seinem Start umfasst es über 110.000 Datensätze von außer- und innerklinisch reanimierten Patienten. „Das Register hat sich damit als ein für die Patientenversorgung enorm wichtiges Wissensinstrument bewährt. Zudem trägt es dazu bei, die Versorgung der uns anvertrauten Patienten weiter optimieren zu können“, erläuterte Gräsner.
Neben der Dokumentation der Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität ermögliche das Register einen nationalen Leistungsvergleich und ein Qualitätsmanagement. Zunächst als Projektinitiative der DGAI im Jahr 2003 begonnen, wurde das Deutsche Reanimationsregister der DGAI offiziell 2007 im Rahmen des Deutschen Anästhesiecongresses in Hamburg gestartet.
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