Herzinfarkt: QS-Notfall könnte Modell für Regelversorgung sein

Hennigsdorf – Berlin und Brandenburg wollen sich dafür einsetzen, dass das Projekt „QS-Notfall“ zur Qualitätssicherung in der Notfallversorgung von Patienten mit Herzinfarkt in die Regelversorgung übertragen wird. Das erklärten Brandenburgs Gesundheitsministerin Susanna Karawanskij (Linke) und Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) heute.
Beim Projekt QS-Notfall werden unter anderem EKG-Daten aus dem Rettungswagen elektronisch in ein Krankenhaus zu Fachärzten übertragen, um von dort eine sichere Diagnose zu erhalten und im Ernstfall eine schnellere Notfallversorgung zu erreichen.
Das Modellprojekt startete im März 2017 und wird für drei Jahre mit 1,5 Millionen Euro aus Mitteln des Innovationsfonds vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) gefördert. Daran beteiligt sind 22 Berliner Krankenhäuser und die Kliniken Nauen und Hennigsdorf aus Brandenburg sowie die Rettungsdienste aus Berlin, Havelland und Oberhavel. Das Projekt umfasst neben der Notfall-EKG-Übertragung auch Schulungen von Notärzten sowie Rettungskräften.
Versorgung beschleunigen
„Dank der modernen Herzmedizin ist die Sterblichkeit bei akuten Herzinfarkten in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zurückgegangen. Jetzt geht es darum, die notärztliche Versorgungskette mit Hilfe der Digitalisierung weiter zu optimieren“, sagte Karawanskij. Daran habe Brandenburg ein „besonderes Interesse“.
So sei zwar in Brandenburg die Sterblichkeit bei Herzinfarktpatienten, die in einer Klinik ankommen, vergleichbar mit den anderen Bundesländern. Aber die gesamte Anzahl an Verstorbenen mit Todesursache Herzinfarkt sei mit am höchsten in der Bundesrepublik, so Karawanskij.
Man müsse alles unternehmen, um bei einem Infarkt die Behandlungszeiten so kurz wie möglich zu halten. „Die Erfahrungen von ‚QS-Notfall‘ überzeugen. Ich wünsche mir, dass dieses Innovationsfondsprojekt vom G-BA in die Regelversorgung überführt und damit zum landesweiten Standard wird“, so die Ministerin.
Kalayci bezeichnete QS-Notfall als „sehr gelungenes Beispiel“, wie Fortschritt durch Digitalisierung den Menschen zugutekomme. „Die Stärke des Projektes liegt darin, dass die Ergebnisse Ende 2020 ausgewertet werden. Sollten diese überzeugen, ist das eine Technik, die landesweit in Berlin und Brandenburg ausgerollt werden sollte.“
Projekt-Leiterin Birga Maier betonte, mit dem Projekt solle die Versorgung von Patienten mit Herzinfarkt an der Schnittstelle zwischen Rettungsdienst und Kliniken beschleunigt und verbessert werden. „In den Kliniken ist nachts und am Wochenende das qualifizierte Personal nicht anwesend und muss erst in die Klinik gerufen werden“, sagte sie.
Werde es schon vom Notarzt vom Bett des Patienten aus gerufen, sei das spezialisierte Katheterteam im günstigsten Fall zeitgleich mit dem Patienten in der Klinik und könne gleich behandeln. „Dieses ambitionierte Ziel funktioniert nur, wenn alle Rädchen im Ablauf perfekt und schnell ineinandergreifen, was uns hoffentlich mit dem QS-Notfall Projekt gelingt.“
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