Hessen will Flüchtlingen Einstieg in Altenpflege erleichtern

Wiesbaden – Im Kampf gegen den Personalmangel in der Altenpflege wollen die schwarz-grünen Regierungsfraktionen in Hessen die Ausbildung für junge Menschen ohne Schulabschluss öffnen. Damit sollen vermehrt Flüchtlinge eine Chance bekommen, den Beruf zu ergreifen, sagte heute die seniorenpolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, Irmgard Klaff-Isselmann. Geplant sei eine Altenpflegehelferausbildung, bei der die Azubis parallel ihren Hauptschulabschluss machen könnten.
Von der Opposition kam überwiegend Zustimmung zu dem Modellprojekt mit jährlich 160 Plätzen. Die Fraktion der Linken kritisierte jedoch, das Vorhaben helfe nicht, den Personalmangel in der Pflege insgesamt zu bekämpfen. Dafür müssten bessere Arbeitsbedingungen geschaffen und höhere Löhne gezahlt werden.
Der Paritätische Wohlfahrtsverband in Hessen begrüßte den Vorstoß. Auf lange Sicht sei ein festes Programm „Sozialwirtschaft integriert“ wünschenswert, sagte Grundsatzreferentin Annette Wippermann. Dies sollte dann ähnlich aufgebaut sein wie die Initiative „Wirtschaft integriert“, mit der Flüchtlinge bereits erfolgreich an Berufe im Handwerk und im Handel herangeführt würden.
Die Mischung aus Praxis und Schule passe, sagte Wippermann zu den Plänen von Schwarz-Grün. „Eine Ausbildung eignet sich auch gut, um Deutsch zu lernen.“ Ein wichtiger Punkt sei, dass sich Azubis aus dem Kreis der Flüchtlinge womöglich besser damit auskennten, wie mit Pflege in anderen Kulturen umgegangen wird. Und die Nachfrage nach kultursensibler Pflege in Deutschland wachse stetig, erläuterte die Expertin.
Auch Sozialminister Stefan Grüttner (CDU) warb im Landtag für eine Öffnung der Altenpflegeausbildung. Mit derzeit 5.400 Altenpflegeschülern in Hessen sei ein Höchststand erreicht. Jeder, der die Ausbildung machen möchte, erhielte auch einen Schulplatz, sagte der Minister.
Die SPD-Fraktion begrüßte die geplante integrierte Ausbildung. Die Abgeordnete Daniela Sommer sagte aber, es sei „nur ein kleiner Baustein angesichts der Herausforderungen des Fachkräftemangels“. Wünschenswert sei, den Zugang zu den Pflegeberufen noch früher zu ebnen, etwa durch ein Sozialpraktikum in der Schule. Marcus Bocklet von den Grünen sagte: „Wir können niemanden mit vorgehaltener Pistole zwingen, den Beruf zu ergreifen, wir können nur Anreize schaffen.“
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