Hessens Hausärzte fordern Abschaffung der Regressverfahren

Frankfurt am Main – Die hessischen Hausärzte wollen künftig nicht mehr selbst für aus Sicht der Krankenkasse zu viel verordnete Arznei- und Heilmittel geradestehen müssen. Die Regresse seien die Hauptursache des Hausärztemangels, stressten etablierte Kollegen und schreckten den Nachwuchs ab, sagte der Vorsitzendes des Hausärzteverbandes Hessen, Armin Beck, heute in Frankfurt. Es sei das „größte Bürokratiemonster für die Ärzteschaft in der freien Niederlassung“.
Neben dem Verfahren an sich kritisiert der Verband vor allem, dass die bei einem Regressverfahren nötige Rechtfertigungsarbeit, mit der der Arzt beweisen kann, dass seine Verordnungen nötig waren, nicht bezahlt wird. „Das sind für uns quälende Prüfungen“, sagte Beck.
Er berichtete von einem eigenen Regressverfahren aus dem Jahr 2015, als er wegen zu vielen Physiotherapieverordnungen 45.000 Euro bezahlen sollte. Er habe für seine Begründung mehr als 500 Verordnungen aus vier Jahren einzeln durchschauen müssen. „Das waren vier Wochen zusätzliche Arbeitszeit.“ Am Ende des Verfahrens seien seine Verordnungen berechtigt gewesen, er musste nichts zahlen.
Mehr als 90 Prozent aller Regressverfahren werden nach Angaben des Verbandes eingestellt. Die Ärzte hätten davor aber erheblichen Stress und Mehrarbeit. Als Alternative zum Regressverfahren will der Verband bei dem Verdacht des unwirtschaftlichen Verordnens unter anderem die betroffenen Mediziner zu einem Gespräch in die Kassenärztliche Vereinigung (KV) einladen. Zudem solle die erhebliche Mehrarbeit bei einer von Krankenkassen beantragten Überprüfung voll vergütet werden.
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