Ärzteschaft

Hohe Infektionsgefahr durch Kontaktlinsen

  • Freitag, 15. September 2023
/puhhha, stock.adobe.com
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Berlin – Experten der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) haben im Vorfeld ihres Jahreskon­gresses auf die Infektionsrisiken von Kontaktlinsen hingewiesen. Sehhilfen seien ein Fremdköper im Auge, der das Risiko für teils schwere Infektionen der Hornhaut erhöhe.

„Sie können aber auch Schmerzen auslösen und die Eintrittspforte für Infektionserreger sein“, sagte Gerd Geer­ling, Direktor der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Düsseldorf. Insbesondere bei Trä­gern weicher Kontaktlinsen finden sich dem DOG-Experten zufolge neben regulären Bakterien auch seltene Infektionserreger wie Amöben und Pilze.

„Diese Erreger kommen – womöglich auch bedingt durch klimatische Änderungen in unseren Breiten – heute zunehmend häufiger vor und können teils sehr schwere Infektionserkrankungen der Hornhaut und des Augen­inneren auslösen, die eine monatelange Behandlung mit Augentropfen und Tabletten erfordern“, erklärte Geerling. Bei besonders schweren Verläufen könne eine Hornhauttransplantation oder im schlimmsten Fall sogar die Entfernung eines Auges notwendig werden.

Um solche Infektionen zu vermeiden, sollten sich Kontaktlinsenträger strikt an die Pflegevorschriften des Herstellers halten und einige Verhaltensregeln beachten. Sogar bei Tageslinsen, die täglich weggeworfen und neu eingesetzt werden, sei die Infektionsgefahr erhöht.

„Das gilt insbesondere für den Fall, dass sie länger als empfohlen getragen werden, zum Beispiel ununterbro­chen durch die Nacht“, sagte Geerling. Vom Schwimmen mit Kontaktlinsen in natürlichen Gewässern riet der Experte ganz ab: „Damit reduziert man das Risiko für eine Infektion mit Akanthamöben, die eine schwerwie­gende Hornhautentzündung hervorrufen können.“

Doch auch im Kontaktlinsenaufbewahrungsgefäß könnten sich Bakterien vermehren. „Sie können dort einen Biofilm bilden, eine Art vom Erreger selbst hergestellten Schleim, eine richtige Bakterienfalle“, sagte der Augenspezialist.

Wichtig dabei ist: Niemals mit Leitungswasser reinigen – weder Behälter noch Kontaktlinsen. „Leitungswasser ist nicht steril, es enthält Mikroorganismen, Metallpartikel, Chlor und andere Stoffe“, so. „Wer Haftschalen da­mit reinigt oder darin aufbewahrt, riskiert, dass sich Keime an der Linse festsetzen.“ Am besten sei es, den Be­hälter mit der Desinfektionslösung auszuspülen und an der Luft trocknen zu lassen.

Zeigen sich allergische Reaktionen, Beschwerden wie Sehminderung, Sekretabsonderung, Rötung oder Schmerzen, empfiehlt der Experte, einen Augenarzt zu konsultieren. „Sie entscheiden auch, ob die Linsen weiterhin getragen werden können oder ob etwa bei einer Tropfbehandlung eine Kontaktlinsenkarenz einzuhalten ist“, so Geerling.

hil/sb

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