Hoher Zuckerkonsum verursacht Zahnbehandlungskosten in Milliardenhöhe

Halle – Der hohe Zuckerkonsum führt in Deutschland und anderen reicheren Ländern zu erheblichen Kosten für zahnärztliche Behandlungen wegen Karies, Parodontitis und Zahnverlust. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie im Journal of Dental Research (2017; doi: 10.1177/0022034517708315).
Der wichtigste Risikofaktor für Karies, Parodontitis und Zahnverlust ist der Konsum von freiem Zucker (Mono- und Disaccharide), der weltweit in den letzten Jahrzehnten weiter angestiegen ist. Um die gesundheitlichen Folgekosten zu berechnen, setzte ein Team um Toni Meier vom Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften der Universität Halle-Wittenberg den Zuckerverbrauch in 168 Ländern für das Jahr 2010 mit der Prävalenz der zahnmedizinischen Folgekrankheiten in Beziehung. Die Daten bezogen sie von einschlägigen Organisationen wie Food and Agriculture Organization, der Organisation for Economic Co-operation and Development und dem Institute for Health Metrics and Evaluation.
Ergebnis: Pro Mehrverzehr von 25 Gramm Zucker pro Person und Tag – dies entspricht in etwa der Menge von acht Zuckerwürfeln oder einem Glas Süßgetränk – steigen die Zahnbehandlungskosten in Ländern mit hohen Einkommen im Durchschnitt um 75 Euro pro Person und Jahr an. In Deutschland werden täglich im Durchschnitt zwischen 90 und 110 Gramm Zucker pro Kopf verbraucht. Die Behandlungskosten belaufen sich laut Meier jährlich auf 210 Euro pro Person.
Damit liege Deutschland in der Gruppe der Länder mit den höchsten Behandlungskosten pro Kopf und Jahr. Dazu gehören ebenfalls die Schweiz (300 Euro), Dänemark (178 Euro) und die USA (138 Euro bzw. 185 US-Dollar).
Würde die Zielvorgabe der Weltgesundheitsorganisation von 50 Gramm Zucker pro Person und Tag erreicht, dann ließen sich laut Meier in Deutschland 150 Euro Behandlungskosten pro Person einsparen. Hochgerechnet auf Bundesebene entspräche dies einem jährlichen Einsparungspotential von rund zwölf Milliarden Euro, so Meier weiter.
Sich zuckerarm zu ernähren werde aber immer schwieriger, da nahezu alle verarbeiteten Produkte im Supermarkt große Mengen an zugesetztem Zucker enthalten.
Die meisten zuckerbedingten Zahnerkrankungen gibt es laut den Recherchen der Forscher in Guatemala, Mauretanien und Mexiko. Schwellenländer wie Indien, Brasilien und Mexiko, aber auch Pakistan und Ägypten könnten übermäßige Krankheitslasten und Kostenbelastungen im Gesundheitssystem vermeiden, wenn sie das Thema frühzeitig in der Gesundheits- und Ernährungspolitik verankern, so Koautorin Prof. Dr. Gabriele Stangl.
Als lobenswertes Beispiel hebt die Ernährungswissenschaftlerin die „Zuckersteuer“ hervor, die Mexiko seit 2014 erhebt. Die Maßnahme habe bereits nach einem Jahr Wirkung gezeigt, so Stangl: Die konsumierte Menge an mit Zucker gesüßten Getränken sei um fünf Prozent zurückgegangen. Im zweiten Jahr habe sich der Wert noch einmal auf zehn Prozent verdoppelt.
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