Ausland

Hunderte Robben in den USA sterben nach H5N1-Infektion

  • Donnerstag, 16. März 2023
/picture alliance, Marcus Brandt
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Medford – In den USA hat das hochpathogene aviäre Influenzavirus H5N1 ein Massensterben unter Seehun­den und Kegelrobben im Nordosten des Landes verursacht. Darüber berichtet ein Forschungsteam der Tufts University in Medford in Emerging Infectious Diseases (2023; DOI: 10.3201/eid2904.221538).

Die schwerste jemals dokumentierte Vogelgrippewelle erstreckt sich nicht nur über mehrere Erdteile. Die kursierende H5N1-Entwicklungslinie 2.3.4.4b infiziert auch Säugetiere wie Nerze, Füchse, Waschbären, Marder und Bären.

In Peru starben nach Angaben der Tufts University kürzlich etwa 3.500 Seelöwen an dem Virus, Kanada mel­dete ein Robbensterben an der St.-Lorenz-Mündung und in Russland wurde über ein ähnliches Ereignis bei Robben im Kaspischen Meer berichtet.

Auch in den USA gab es ein Massensterben: Allein im Juni und Juli 2022 starben entlang der Nordatlantik­küste mehr als 330 Seehunde und Kegelrobben. Das Team aus Massachusetts um Wendy Puryear und Kaitlin Sawatzki führte Erregeranalysen von Proben toter, kranker, aber auch gesunder Tiere durch. Auch hier war die Vogelgrippelinie 2.3.4.4b verantwortlich.

Zum Zeitpunkt des Robbensterbens in Neuengland habe das Virus auch viele Möwen infiziert, erläutern die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Teilweise gebe es paarweise Proben, manchmal buchstäblich von einem Vogel und einer Robbe am selben Strand, erklärte Puryear. Eine Robbe könne sich anstecken, wenn sie mit Exkrementen eines kranken Vogels oder mit dadurch verunreinigtem Wasser in Berührung komme, oder wenn sie einen infizierten Vogel fresse.

H5N1 infizierte Säugetiere haben vermutlich kaum Überlebenschancen

Dass H5N1 bei Wasservögeln zu fast 100 Prozent tödlich ist, sei bekannt. Die Studie zeige nun, dass dies auch für Säugetiere gelten könnte: Alle Robben, die positiv auf das Virus getestet wurden, waren zum Zeitpunkt der Probenahme bereits tot oder erlagen dem Erreger kurz darauf.

„Es wäre nicht überraschend, wenn es zu einer Übertragung zwischen Robben kommen kann, da dies bei der niedrig pathogenen Vogelgrippe bereits so war“, sagte Puryear. Für eine Übertragung zwischen Säugetieren gibt es weiterhin keinen Beleg. Das Deutsche Ärzteblatt hat berichtet.

Experten haben Sorge, dass sich das Virus besser an Säugetiere und damit auch den Menschen anpassen könnte. Seit Oktober 2022 wurden einzelne H5N1-Nachweise beim Menschen aus Kambodscha (Klade 2.3.2.1c), China (Klade 2.3.4.4b), Ecuador (Klade 2.3.4.4b) und Vietnam (unbekannte Klade) gemeldet, sowie zwei H5N6-Infektionen beim Menschen aus China. Das berichtet die European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) am 13. März 2023.

Das Risiko einer Infektion mit derzeit zirkulierenden aviären H5-Influenzaviren der Klade 2.3.4.4b in Europa für die allgemeine Bevölkerung in der EU und dem Europäischer Wirtschaftsraum (EEA) ordnet die ECDC als gering und für exponierte Personen als gering bis mäßig ein.

dpa/gie

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