Hygiene: Unsachgemäße Nutzung von Einmalhandschuhen kontraproduktiv

Berlin – Falsch eingesetztes Tragen von Einmalhandschuhen kann in Krankenhäusern das Infektionsrisiko erhöhen. Darauf wies heute Irit Nachtigall, Regionalleiterin Infektiologie beim Krankenhauskonzern Helios, im Rahmen des Forum Hygiene in Berlin hin. Deshalb sollte der Einsatz settingbezogen und nicht standardmäßig erfolgen.
Dabei spielen laut Nachtigall mehrere Aspekte eine Rolle. Unter anderem könne die subjektive Einschätzung des Klinikpersonals zur Notwendigkeit der Handschuhnutzung zu einem übermäßigen Einsatz führen.
Wie diverse Studien und Untersuchungen zeigten, münde dies oft in signifikant reduzierter Händedesinfektion – mit negativen Folgen für die Infektionsgefahr bei Personal und Patienten. „Weniger Händedesinfektion in der Handschuhzeit führt zu mehr nosokomialen Infektionen.“
Dabei sei zu beachten, dass Handschuhe ohne zusätzliche Desinfektion Erreger besser weitergeben als bloße Hände. Auch hierfür gäbe es gute Evidenz, so Nachtigall. Zudem böten Handschuhe ohnehin keinen 100-prozentigen Schutz vor gefährlichen Erregern.
Die fertigungsbedingt auftretenden Löcher von bis zu fünf Mikrometer ließen beispielsweise Pseudomonasbakterien ohne Probleme durch, ebenso Pockenviren oder auch Hepatitiserreger.
Der Einsatz von Handschuhen mit antibakteriellen Substanzen stelle keine Alternative dar, da diese nur bei bestimmten Erregern wirksam sind, betonte die Expertin.
Nachtigall plädierte mit Blick auf die vorgestellte Sachlage dafür, gezielte Vorsorge und Händedesinfektion gegenüber dem universellen Einsatz von Einmalhandschuhen verstärkt in den Fokus zu setzen.
Dafür sprächen neben infektiologischen Aspekten auch ökologische – allein bei Helios verbrauche man jährlich etwa 175 Millionen Handschuhe.
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