Hyposensibilisierung gegen Bienenstiche teilweise unvollständig

München – Die Präparate, die zur Hyposensibilisierung bei Bienenstichallergien eingesetzt werden, enthalten nicht immer alle relevanten Giftbestandteile. Das ergab eine Untersuchung von Allergologen an Hasen am Helmholtz Zentrum München und an der Technischen Universität München (TUM). Wie die Forscher in Human Vaccines and Immunotherapeutics berichten, könnte das möglicherweise einen Einfluss auf den Therapieerfolg haben (2017; doi: 10.1080/21645515.2017.1323603).
Der Sommer ist im Anmarsch, und mit ihm beginnt für viele Allergiker auch die Angst vor Bienenstichen. „Allergische Reaktionen gegen Insektengifte sind potenziell lebensbedrohlich und eine der schwerwiegendsten Hypersensitivitätsreaktionen“, erklärt Simon Blank, Arbeitsgruppenleiter am Zentrum Allergie und Umwelt (ZAUM), welches vom Helmholtz-Zentrum München und der TUM betrieben wird. Hier kann die Allergen-spezifische Immuntherapie – auch bekannt als Hyposensibilisierung – helfen. Jedoch gibt es laut Blank und seinem Team bei dem Verfahren möglicherweise Verbesserungsbedarf.
Drei von fünf Allergenen unterrepräsentiert
„Mittlerweile ist bekannt, dass im Bienengift vor allem fünf Komponenten besonders relevant für Allergiker sind“, erklärt Blank (siehe Kasten). „In unserer aktuellen Untersuchung von kommerziellen Präparaten konnten wir allerdings zeigen, dass diese Major-Allergene nicht überall in ausreichender Menge vertreten sind – manche Allergene sind stark unterrepräsentiert.“ Untersucht wurden folgende Immuntherapeutika: Venomil, Reless (außerhalb Deutschlands: Pharmalgen), ALK lyophylisiert SQ (außerhalb Deutschlands: Aquagen SQ) und Venomenhal. Als Vergleichsgruppe diente: Sigma-Aldrich und Latoxan.
Venomil und Reless enthielten alle Allergene in vergleichbaren Mengen, in Venomenhal waren zwei von fünf Allergenen in einer von drei Chargen unterrepräsentiert. Hingegen zeigten sich bei ALK lyophylisiert SQ drei von fünf Allergenen in vergelichsweise niedrigen Mengen (Api m 3, Api m 5 and Api m 10).
Was das genau für den Therapieerfolg bedeutet, können die Wissenschaftler noch nicht konkret benennen. „Bisher kann durch Studien nicht belegt werden, wie groß die Bedeutung für die Therapie ist. Da aber rund sechs Prozent der Patienten ausschließlich gegen diese drei Allergene sensibilisiert sind, könnte deren Unterrepräsentation in den Präparaten zumindest für diese Patienten Einfluss auf den Therapieerfolg haben.“
Dennoch profitieren laut Studien 75 bis 98 Prozent der Patienten, die auf Stiche von Hautflüglern allergisch reagieren von einer Immuntherapie, ein anaphylaktischer Schock kann verhindert werden. Jedoch ist die Erfolgsrate bei Wespenstichallergikern höher als bei Bienenstichallergikern. Carsten Schmidt-Weber, Direktor des ZAUM, sieht es so: „Eine wünschenswerte Zielsetzung, die sich aus dieser Arbeit ergibt, wäre, dass Patienten künftig eine maßgeschneiderte Behandlung bekommen. Also ein Präparat mit genau den Allergenen, auf die sie reagieren.“ Aufgrund der Kosten und der relativ kleinen Patientenzahlen lägen individuelle Therapien jedoch noch in weiter Ferne.
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