Personalisierte Hyposensibilisierung gegen Wespengift

Neuherberg – Mit einem neuen Testverfahren konnten Forscher des Helmholtz Zentrums München exakt das Wespengift bestimmen, gegen das Allergiker reagieren. Mit diesem Wissen ersparen sie den Betroffen, die eine Hypersensibilisierung durchführen unnötige Impfungen mit zahlreichen Varianten von Wespen-Giftstoffen. Die Ergebnisse wurden in Allergy (DOI: 10.1111/all.13000) publiziert.
Im Spätsommer stellen Wespen ihre Ernährung um, sie fokussieren sich auf zuckerhaltige Produkte. Die Hyposensibilisierung ist eine gängige Therapie zur Prophylaxe für Wespengift-Allergiker und andere Allergien. Der Patient bekommt dabei in bestimmten zeitlichen Abständen eine Impfung mit dem Allergen, dem Insektengift, in steigender Konzentration. Die Prozedur kann sich über Jahre hinziehen.
„Wichtig für den Erfolg ist, dass die Patienten mit genau dem Stoff behandelt werden, der die Allergie auslöst“, erklärt Simon Blank, Arbeitsgruppenleiter am Institut für Allergieforschung (IAF) am Helmholtz Zentrum München. Allerdings gibt es zahlreiche verschiedene Varianten des Wespengifts. „Die Gifte verschiedener Wespenarten waren bislang kaum diagnostisch zu unterscheiden“, so Blank weiter. „Dadurch ist es entsprechend schwer, den Patienten die optimale Behandlung anzubieten. Das führt dazu, dass sie häufig unnötigerweise gegen mehrere Gifte behandelt werden – mit Belastungen für Patienten und Krankenkassen.“
Dieses Problem konnten Blank und seine Kollegen mit einem neuen Test beheben: Dazu produzierten sie zunächst in umfunktionierten Insektenzellen gezielt die Allergenkomponenten der Gifte von insgesamt sieben verschiedenen Insektenarten der Überfamilie Vespoidea. Diese untersuchten sie dann auf deren Wechselwirkung mit den allergieauslösenden Antikörpern von 63 Patienten. „Eine Abfolge mehrerer Testmethoden ermöglicht uns, aus Blutproben exakt das Gift zu bestimmen, gegen das die Patienten allergisch reagieren“, so Erstautor und Doktorand Maximilian Schiener. Allerdings, so die Forscher, sei eine Hyposensibilisierung noch nicht gegen alle Gifte verfügbar und daher weitere Arbeit nötig.
Das Verfahren hatten die Wissenschaftler schon erprobt, um die Gifte von Bienen und Wespen unterscheiden zu können. „Die immer besser werdenden technischen Möglichkeiten erlauben uns jetzt im nächsten Schritt, noch einmal innerhalb der Wespengifte Unterscheidungen zu treffen“, so Studienleiter Blank.
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