Immer mehr Behinderungen und Todesfälle durch neurologische Erkrankungen
Lissabon – Auf die steigende Bedeutung neurologischer Krankheitsbilder hat die European Acadamy of Neurology (EAN) zum Auftakt ihres Jahreskongresses in Lissabon hingewiesen. „Neurologische Erkrankungen wie Schlaganfall, Demenz, Kopfschmerz, Multiple Sklerose oder Parkinson sind in Europa Ursache Nummer eins für Behinderungen und Ursache Nummer zwei für Todesfälle. Was das menschlich aber auch ökonomisch bedeutet – von verlorenen Lebensjahren bis hin zu den direkten und indirekten Kosten – sollte nicht nur die Forschung beschäftigen, sondern vor allem die Politik“, sagte der EAN-Präsident Günther Deuschl zum Auftakt des Kongresses.
Laut der „Global Burden of Disease Study“ ist die Zahl der Todesfälle aufgrund neurologischer Erkrankungen zwischen 1990 und 2015 weltweit um 36,7 Prozent gestiegen. Auch die Zahl der „Disability-Adjusted Life Years“ (DALYs) ging im gleichen Zeitraum um 7,4 Prozent hinauf. DALYs sind ein Maß für gesunde Lebensjahre, die durch Krankheit beeinträchtigt sind oder durch frühzeitiges Ableben verloren gehen.
Sie signalisieren bei höheren Werten eine niedrigere Lebensqualität. „Ein Ende dieses Trends, der hauptsächlich dem Bevölkerungswachstum und demografischen Wandel geschuldet ist, lässt sich nicht absehen. Haupttreiber für diese Entwicklung sind vor allem Schlaganfall und demenzielle Erkrankungen“, erläuterte Deuschl. Schlaganfall verursache global betrachtet die meisten DALYs (47,3 Prozent) von allen neurologischen Erkrankungen und auch die meisten Todesfälle (67,3 Prozent). Alzheimer und andere Demenzformen lägen bei den Behinderungen auf Platz vier, bei den Todesfällen auf Platz zwei unter den neurologischen Erkrankungen.
Die EAN fordert wegen dieser Entwicklung mehr Präventionsmaßnahmen und abgestufte Versorgungsstrukturen für die wichtigsten neurologischen Erkrankungen.„Die EU-Staaten müssen sich mit der Frage auseinandersetzen, ob sie jetzt Geld in die Hand nehmen wollen, damit sich künftig neurologische Krankheiten verhindern, hintanhalten oder heilen lassen. Oder ob sie dieses Geld künftig ohnehin ausgeben müssen, weil die Zahl der Patienten immer mehr zunimmt“, sagte der EAN-Vizepräsident Franz Fazekas auf dem Kongress.
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