Ärzteschaft

Immer mehr Kinder sind kurzsichtig

  • Freitag, 26. Juli 2019
Jugendliche mit Tablets und Handys am Tippen. /Syda Productions, AdobeStock.com
/Syda Productions, AdobeStock.com

Düsseldorf – Das Spielen mit dem Smartphone, Tablet oder dem Computer fördert die Kurzsichtigkeit bei Kindern. Darauf hat jetzt der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA) hingewiesen. „Bis zum Alter von etwa acht Jahren sind die meis­ten Kinder tendenziell weitsichtig“, erläutert der BVA-Experte Oliver Hoppe. Zumindest sei dies bislang die Regel gewe­sen. Doch nun ändere sich die Situation.

Die Naharbeit beim Spielen mit dem Smartphone oder Computer fördere über kom­plexe Mechanismen das Wachstum des Augapfels. „Wenn das Auge sich ständig auf Objekte in naher Entfernung fokussiert, dann entsteht in den Randbereichen der Netz­haut ein unscharfes Bild. Dies wiederum scheint Faktoren zu aktivieren, die das Län­gen­wachstum des Auges anregen. Ein zu langer Augapfel ist aber kurzsichtig“, hieß es aus dem BVA.

Laut BVA sind Kontaktlinsen für manche Kinder eine Möglichkeit, dem Längenwachs­tum des Augapfels entgegenzuwirken. „Kontaktlinsen mit einer besonderen Geome­trie, die nachts getragen werden, können die Hornhaut so formen, dass die Wirkung auch am Tag anhält“, erläuterte Hoppe. Er ist Leiter des Ressorts Kontaktlinsen im BVA. Diese sogenannten orthokeratologischen Kontaktlinsen sorgten dafür, dass die Hornhaut des Auges am Rand eine stärkere Krümmung erhalte, so dass auch das äußere, periphere Netzhautbild scharf gestellt werde.

Der BVA weist daraufhin, dass die Augen dabei regelmäßig augenärztlich untersucht werden sollten. Insbesondere die Versorgung der Hornhaut mit Sauerstoff sei zu be­ob­­achten, weil Kontaktlinsen die Sauerstoffversorgung der Hornhaut beeinträchtigen können, was Schäden auslösen könne. Bei den nachts getragenen Linsen sei dieses Problem besonders zu beachten, da bei geschlossenen Lidern ohnehin schon weniger Sauerstoff an die Augenoberfläche gelange, so der Berufsverband.

Eine weitere Option gegen die sich entwickelnde Kurzsichtigkeit sind laut dem BVA Augentropfen, die niedrig dosiertes Atropin enthalten und die abends ins Auge ge­tropft werden. Diese Behandlung könnten Augenärzte kurzsichtigen Kindern im Alter zwischen etwa sechs und 14 Jahren anbieten, wenn die Kurzsichtigkeit um mindes­tens 0,5 Dioptrien pro Jahr zugenommen habe. Laut Hoppe spricht aber nicht jedes Kind auf diesen Therapieversuch an. Der BVA weist daraufhin, dass diese Form der Behandlung nicht von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen wird.

Der Berufsverband rät allen Eltern, ihre Kinder möglichst zwei Stunden am Tag im Freien spielen zu lassen – denn dann sinke das Risiko für die Kurzsichtigkeit. „Und die Zeit, die mit Naharbeit verbracht wird – also auch mit Smartphones, Tablets und Co – sollte sich in Grenzen halten“, so der BVA.

hil

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