Ärzteschaft

Immer mehr Menschen ohne Krankenversicherung in Deutschland

  • Mittwoch, 14. Dezember 2022
/YK, stock.adobe.com
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Berlin – In Deutschland wächst die Zahl der Menschen, die keine Krankenversicherung haben. Die Bundesregierung sollte daher zügig Maßnahmen ergreifen, um die Gesundheitsversorgung für alle Menschen in Deutschland zu gewährleisten und diskriminie­rende Hürden abzubauen. Das fordern die Hilfs-und Wohlfahrtsorganisationen Ärzte der Welt, Diakonie Deutschland und die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe gemeinsam mit der neu gegründeten Bundesarbeitsgemeinschaft Anonymer Krankenschein- und Clearingstellen (BACK).

Laut der Hilfsorganisation Ärzte der Welt sind die offiziellen Daten zur Zahl nicht krankenversicherter Menschen in Deutschland unzureichend. Ein Grund dafür sei, dass diese häufig keine Meldeadresse hätten und daher von offiziellen Erhebungen wie dem Mikrozensus nicht erfasst würden.

Ärzte der Welt hat daher einen Gesundheitsreport herausgegeben, um die Situation der Betroffenen sichtbar zu machen. Er basiert auf einer Auswertung von Patientendaten, die von Januar bis Dezember 2021 in Versorgungsprojekten in München, Hamburg und Berlin erhoben worden sind.

Häufig suchen laut dem Hilfswerk Geflüchtete, Menschen ohne geregelten Aufenthaltsstatus sowie erwerbslose oder prekär beschäftigte Menschen aus andern EU-Ländern Unterstützung bei den Anlaufstellen. Aber auch zahlreiche deutsche Staatsbürger seien darunter, die sich vor allem die Beiträge der privaten Krankenversicherung nicht mehr leisten könnten.

Laut dem Report haben die Mitarbeiter von Ärzte der Welt im vergangenen Jahr 2.532 Personen in den Anlaufstellen und Behand­lungsbussen behandelt und beraten. 1.071 waren bereit, ihre Daten für diesen Gesundheitsreport zur Verfügung zu stellen, darunter 257 Kinder unter fünf Jahren. Insgesamt hatten 76,9 Prozent der Patienten keinen Versicherungsschutz und weitere 10,8 Prozent lediglich Zugang zu eingeschränkten medizinischen Leistungen.

Die drei am häufigsten genannten Barrieren beim Zugang zu medizinischer Versorgung waren: Angst vor hohen Kosten (86,3 Prozent), Unkenntnis des Gesundheitssystems oder der eigenen Ansprüche (65,0 Prozent) und administrative Probleme und Schwierigkeiten mit dem Sozialamt beziehungsweise der Krankenkasse“ (51,8 Prozent).

„60 Prozent der Patientinnen und Patienten haben angegeben, dass sie in den vergangenen zwölf Monaten darauf verzichtet haben, eine Arztpraxis oder Klinik aufzusuchen, obwohl sie krank waren. Bei obdachlosen Patienten waren das über 80 Prozent“, erläuterte die Ärzte der Welt-Referentin Janina Gach.

Die Organisationen fordern daher von der Politik schnelle Hilfe. Wichtig sei unter anderem, die Trennung von gesetzlicher und privater Krankenversicherung abzuschaffen, eine gesetzliche Krankenversicherung für alle einzurichten und den Mindestbeitrags­satz für einkommensschwache Personengruppen zu senken.

„Jeder Mensch muss sich darauf verlassen können, dass er Zugang zu medizinischer Versorgung bekommt. Gesundheit ist ein Menschenrecht und das muss in Deutschland für alle hier lebenden Menschen gelten – ohne Einschränkungen“, sagte Maike Grube, Referentin bei der Diakonie Deutschland.

hil

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