Immer weniger Frauen nutzen zur Verhütung die Pille

Berlin – Immer weniger Frauen in Deutschland nutzen kombinierte orale Kontrazeptiva zur Verhütung. Das berichtet die AOK nach einer Auswertung von Verordnungsdaten aus dem gesetzlichen Krankenversicherungssystem.
Danach ist die Zahl gesetzlich krankenversicherter Frauen, denen die Pille verschrieben wurde, seit dem Jahr 2010 fast kontinuierlich gesunken: von 46 Prozent auf 32 Prozent im vergangenen Jahr.
„Eine Erklärung für den insgesamt rückläufigen Trend bei den Pillenverordnungen kann sein, dass immer mehr jungen Frauen bewusst ist, dass es sich bei der Pille nicht um ein Lifestylepräparat handelt, sondern dass in den Hormonhaushalt eingegriffen wird“, erklärte Eike Eymers vom medizinischen Stab des AOK-Bundesvorstands.
Viele orale Kombinationspräparate erhöhten aber das Risiko für Thrombosen und Embolien. Eymers kritisierte, gerade risikoreiche Produkte würden in Deutschland noch immer zu häufig verordnet, obwohl es Alternativen mit niedrigerem Risikoprofil gebe. Der Anteil der risikoreicheren Präparate an allen Verordnungen lag laut AOK im vergangenen Jahr bei 48,2 Prozent.
„Es gibt auch bei den Kombinationspräparaten durchaus Alternativen, deren niedriges Risiko durch Langzeitstudien belegt ist“, betonte Eymers. Insbesondere bei Mädchen und Frauen mit einem erhöhten Grundrisiko wie Übergewicht oder Rauchen sollten bevorzugt risikoärmere Gestagene zum Einsatz kommen, empfahl sie.
Insgesamt haben Ärzte nach einer Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WidO) in vergangenen zehn Jahren risikoärmere Wirkstoffe verordnet. In den vergangenen Jahren seien jedoch nur geringfügige Verschiebungen in Richtung der risikoärmeren Pillen zu beobachten gewesen.
„Insbesondere junge Frauen, die sich für die Verhütung mit der Pille entscheiden und erstmals ein orales Kontrazeptivum einnehmen, sollten sich von ihrer Ärztin über die Risiken und Symptome aufklären lassen und möglichst auf ein Präparat der zweiten Generation zurückgreifen“, riet Eymers.
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