Impfpflicht für Kinder gefordert
Berlin – Der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte fordert eine Pflichtimpfung gegen Masern. Aus ärztlicher Sicht könne man „von unterlassener Hilfeleistung und von Vernachlässigung elterlicher Fürsorgepflicht sprechen", wenn man einem Kind den derzeit möglichen Impfschutz vorenthalte, sagte Präsident Thomas Fischbach dem Focus: „Wer sich impfen lässt, schützt nicht nur sich selbst, sondern auch alle Menschen, die mit ihm in Kontakt treten – dies ist ein Gebot der Solidarität aller mit allen."
Am Freitag hatte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) angekündigt, angesichts immer wieder auftretender Masern- und Mumps-Ausbrüche die Überwachung der Impfberatung zu verschärfen. „Im Sommer soll eine gesetzliche Regelung in Kraft treten, wonach Kitas an die Gesundheitsämter melden müssen, wenn Eltern die Impfberatung verweigern", sagte Gröhe der Rheinischen Post.
Pflicht zur Impfberatung verschärfen
Gröhe verwies zudem auf das bereits geltende Präventionsgesetz, wonach alle Gesundheitsuntersuchungen für Kinder und Erwachsene dazu genutzt werden müssten, den Impfstatus zu überprüfen. „Auch vor der Aufnahme in eine Kita muss eine ärztliche Impfberatung nachgewiesen werden. Diese Pflicht verschärfen wir jetzt nochmals”, sagte Gröhe.
Der Minister betonte zudem, dass bereits heute ungeimpfte Kinder und Erwachsene zeitweise vom Besuch einer Kita oder Schule ausgeschlossen werden könnten, um einen größeren Ausbruch von Masern oder Mumps zu verhindern. Einige Schulen hätten davon schon Gebrauch gemacht.
FDP fordert Impfpflicht
Die FDP forderte auf ihrem Bundesparteitag am Wochenende eine allgemeine Impflicht für alle Kinder bis 14 Jahre. Die nötigen Impfungen sollten sich an den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission des Robert Koch-Instituts orientieren, hieß es in dem Antrag. Kinderärzte sollen die Erziehungsberechtigten auf die Impfpflicht hinweisen.
Eingriff in die körperliche Unversehrheit
Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) warnte am Montag dagegen vor Aktionismus. Huml erklärte in München, eine Impfpflicht bedeute einen erheblichen Eingriff in das im Grundgesetz verankerte Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit und bei Kindern in das Sorgerecht der Eltern. „Ein solcher Schritt könnte nur als Ultima Ratio in Erwägung gezogen werden." Huml will zunächst auf Information und Beratung setzen.
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