In Bremen sollen Postboten gesundheitlichen Hilfsbedarf von Senioren erfassen

Bremen – Postboten sollen in Bremen künftig nicht nur die Post in den Briefkasten werfen, sondern sie persönlich übergeben und bei dieser Gelegenheit einen möglichen Hilfebedarf von Senioren feststellen. Im Bedarfsfall soll der Notdienst der Johanniter informiert werden. Das ist Teil eines Modellprojekts „Post persönlich 2.0“ in Bremen, das gesundheitlich eingeschränkte Senioren unterstützen soll.
In dem Vorhaben sollen die Briefträger künftig zusätzliche Aufgaben übernehmen. Dazu gehört etwa, Geldbestellungen der Senioren auszuliefern und Freiwillige für die Seniorenarbeit zu werben. Darüber hinaus sollen die Postboten über die Dienstleistungen von Bremer Wohlfahrtsvereinen informieren. Für den kostenpflichtigen Service der Deutschen Post, der zunächst in ausgewählten Stadtteilen in Bremen angeboten werden soll, müssen sich die Senioren vorab anmelden.
Teil eines Verbundprojekts
Das Projekt ist Teil eines Verbunds unter dem Namen „Herbsthelfer“. Die Koordination liegt bei der Behörde der Bremer Finanzsenatorin Karoline Linnert (Bündnis 90/Die Grünen). Begleitet wird das Projekt vom Institut für Informationsmanagement. Ende des Jahres soll bewertet werden, wie die neuen Angebote bei den Kunden ankommen.
Das Vorhaben in Bremen wird von Pflegeverbänden kritsisch beobachtet. „Die Idee die gesundheitlichen und sozialen Bedarfe alter Menschen von kurzfristig geschulten Postboten einschätzen zu lassen, lehnen wir strikt ab“, erklärte Martin Dichter, Vorstand des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DBfK) Nordwest. Die Mitarbeiter der Deutschen Post seien fachlich überhaupt nicht dafür ausgebildet, solche Bewertungen adäquat abgeben zu können. Ihnen diese Aufgabe zu übertragen, werde sie hoffnungslos überfordern. Zur Ersteinschätzung bedürfe es Zeit und einer fachlichen Qualifikation als Pflegefachperson.
„Das Geld, das für das Projekt im Bremer Haushalt eingeplant ist, wäre in anderen Projekten zur Unterstützung alter Menschen wesentlich sinnvoller investiert. Denkbar wären etwa ein Konzept wie das der GemeindeschwesterPlus aus Rheinland Pfalz oder andere Ansätze zur Umsetzung präventiver Hausbesuche durch Pflegefachpersonen“, kritisierte Dichter.
Die Johanniter begrüßen hingegen das Vorhaben. „Die Zusteller müssen die Post persönlich übergeben und erkundigen sich dabei nach dem Gesundheitszustand. Falls dann ein gesundheitlicher Hilfebedarf festgestellt wird, kommen die Johanniter mit ihrer Kompetenz im Seniorenbereich und im Hausnotruf ins Spiel und leiten etwaige Maßnahmen ein“, heißt es auf der Internetseite des Johanniter-Verbandes Bremen-Verden.
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