In Großbritannien diskutiertes Rauchverbot sorgt auch hierzulande für Debatte

Berlin – Ein in Großbritannien diskutiertes Rauchverbot hat auch hierzulande eine Debatte angestoßen. Während der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert (SPD), auch ein Modell für Deutschland sieht, sprach sich Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) gegen ein generelles Rauchverbot aus.
In Großbritannien soll das Mindestalter fürs Rauchen jährlich angehoben und so Tabakkonsum im Königreich letztlich ganz beendet werden. Das sieht ein Gesetzentwurf der Regierung vor, der vorgestern auf der Tagesordnung des Parlaments in London stand.
Demnach soll der Verkauf von Tabakwaren an nach dem 1. Januar 2009 Geborene grundsätzlich und komplett verboten werden. Auf diese Weise würde das Mindestalter fürs Rauchen de facto jedes Jahr um ein Jahr angehoben, bis langfristig die gesamte Bevölkerung betroffen ist.
„An der Ernsthaftigkeit, mit der das Thema Rauchen in anderen Ländern angegangen wird, können wir uns ein Beispiel nehmen“, sagte Blienert der Bild-Zeitung heute. Es gebe in Deutschland „massiven Handlungsbedarf“.
„Schritt Nummer eins ist bei uns, jetzt die Vereinbarungen aus dem Koalitionsvertrag umzusetzen und endlich dafür zu sorgen, dass für Zigaretten und Co. nicht mehr geworben werden darf und es auch kein Sponsoring durch die Tabakindustrie mehr gibt.“ Jedes Jahr würden 127.000 Menschen an den Folgen des Rauchens sterben, sagte Blienert der Bild weiter. „Das darf so nicht bleiben.“
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) lehnt ein striktes Zigarettenverbot hingegen ab. „Verbote wirken gerade für junge Menschen oft nicht“, sagte Lauterbach den Zeitungen der Mediengruppe Bayern. „Wir setzen dagegen auf verstärkte Aufklärung, um den ersten Griff zur Zigarette zu verhindern.“
Nötig sei auch eine bessere Unterstützung für den Weg aus der Sucht: „Tabakentwöhnung muss regelhaft von den Krankenkassen bezahlt werden, nicht nur bei schwerer Nikotinabhängigkeit.“
Gegen ein generelles Rauchverbot positionierte sich auch der Bundesjustizminister. „Ich glaube, erwachsene Menschen können selber entscheiden, was sie konsumieren wollen und was sie nicht konsumieren wollen“ sagte der FDP-Politiker Buschmann den Sendern RTL und ntv.
Er bleibe auch angesichts der Belastungen für Krankenkassen und Gesellschaft durch Folgeerkrankungen des Rauchens bei seiner Position. Er sei der Meinung, „dass wir den einzelnen Menschen nicht so sehr vergesellschaften dürfen, dass irgendwann jede Alltagsentscheidung vom Staat und von der Politik bestimmt wird.“
In Großbritannien hatten sich vor der ersten Parlamentsdebatte am Dienstag mehrere – auch prominente – Mitglieder der konservativen Partei von Premierminister Rishi Sunak gegen das angedachte Rauchverbot gewandt. Das Gesetz dürfte aber dank der Unterstützung aus der Opposition durchs Parlament kommen.
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