Politik

Industrie bewertet Ausgabenanstieg für Arzneimittel als „moderat“

  • Dienstag, 5. Dezember 2017
/Vladimir Zhupanenko, stock.adobe.com
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Berlin – Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für ambulant abgegebene Arzneimittel sind im vergangenen Jahr um 4,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr (+1,43 Milliarden Euro) gestiegen. Das zeigt der heute veröffentlichte Arzneimittelatlas, den das IGES-Institut jährlich im Auftrag des Verbands der forschen­den Pharmaunternehmen (vfa) erstellt.

„Die moderaten Ausgabenzuwächse sind unter anderem auf verhandelte Erstattungs­beträge, ein höheres Rabattvolumen und wachsende Einsparungen durch Patent­abläufe zurückzuführen“, hieß es aus dem Institut. Insgesamt beliefen sich die Arzneimittelausgaben auf 36,27 Milliarden Euro.

„Zu den Mehrausgaben trug vor allem der gestiegene Verbrauch von Medikamenten gegen schwerwiegende und lebensbedrohliche Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis, Schuppenflechte und Krebs bei. Der Verbrauch von Mitteln gegen Hepatitis C war 2016 hingegen deutlich geringer als im Vorjahr“, berichteten die IGES-Autoren.

AVR-Autoren ziehen andere Schlüsse

Die Bewertung von IGES und vfa über die Höhe des Anstiegs und die Gründe dafür unterscheiden sich von den Schlussfolgerungen der Autoren des kürzlich erschienenen Arzneiver­ordnungs-Reports (AVR), der von der Arznei­mittel­kommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) und dem Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) herausgegeben wird.

Demnach sind die Arzneimittelausgaben im vergangenen Jahr um 1,4 Milliarden Euro (plus 3,9 Prozent) auf 38,5 Milliarden Euro gestiegen. Ursache für den Anstieg der Kosten sei, dass „nicht nur mehr, sondern vor allem teurere Arzneimittel verordnet wurden“, sagte der Heidelberger Pharmakologe Ulrich Schwabe, einer der Herausgeber des AVR.

Als Ursache für die bei diesen Arzneimitteln gestiegenen Preise nannte Schwabe die freie Preisbildung von Patentarzneimitteln im ersten Jahr nach der Markteinführung. Denn infolge des Arznei­mittel­markt­neuordnungs­gesetzes (AMNOG) können die Hersteller zur Markteinführung den Preis ihres neuen Medikamentes frei wählen.

Der Pharmaverband vfa hielt der Kritik an den Arzneimittelpreisen entgegen, dass der Industrie wichtige therapeutische Durchbrüche und Fortschritte gelungen seien – wie die Heilung der Hepatitis-C-Patienten oder in der Krebstherapie.

hil

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