Infektiologen mahnen, Regeln zur Antibiotikaeinnahme zu überdenken

Köln – Antibiotika auch noch nach dem Verschwinden der Symptome und stets bis zum Packungsende einnehmen – so lautet die Faustregel. Diese Empfehlung für die Antibiotikaeinnahme ist nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI) überholt.
Untersuchungen der vergangenen Jahre lieferten immer mehr Belege, dass bei vielen Infektionen eine kürzere Einnahmezeit genauso wirksam sei, erklärte die Fachgesellschaft heute in Köln anlässlich der bevorstehenden Weltantibiotikawoche der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Eine kürzere Therapie habe zudem den Vorteil, dass weniger resistente Erreger entstünden.
„Viele Jahre ist man davon ausgegangen, dass eine längere Antibiotikatherapie die Wahrscheinlichkeit einer Rückkehr der Infektion oder die Ausbildung von Resistenzen verringert", erklärte der DGI-Vorsitzende Gerd Fätkenheuer. Dahinter stand der Gedanke, möglichst alle krankmachenden Bakterien abzutöten. Heute sei bekannt, dass je länger die Bakterien dem antimikrobiellen Wirkstoff ausgesetzt sind, desto wahrscheinlicher überwiegend gegen das Mittel unempfindliche Erreger überleben.
Dennoch sollten Patienten Antibiotika nicht in Eigenregie absetzen, sobald sie sich besser fühlten, warnten die Experten. Das Vorgehen sollte abhängig von der bakteriellen Infektion und in enger Absprache mit dem Arzt abgesprochen werden. Eine Pauschalisierung, dass nunmehr immer kurz therapiert werden dürfe, könne für manche Patienten gefährlich sein, so die Gesellschaft.
Mit der am kommenden Montag beginnenden Weltantibiotikawoche will die WHO auf die Bedeutung eines verantwortungsvollen Umgangs mit Antibiotika aufmerksam machen, um die Ausbreitung von Resistenzen einzudämmen.
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