Ausland

WHO bemängelt zu sorglosen Umgang mit Antibiotika in der Tiermast

  • Mittwoch, 8. November 2017
/bidaya, stock.adobe.com
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Genf – In vielen Ländern werden nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) immer noch verantwortungslos viele Antibiotika bei der Tiermast eingesetzt. Teilweise würden 80 Prozent des landesweiten Antibiotika-Verbrauchs in den Ställen verabreicht, um vor allem das Wachstum ohnehin gesunder Tiere zu fördern, kritisierte die WHO in Genf. Die UN-Behörde legte gestern neue Richtlinien zum Einsatz solcher Wirkstoffe vor. Darin fordert sie die Staaten unter anderem auf, im Bedarfsfall nur solche Antibiotika einzusetzen, die für den Menschen am wenigsten wichtig sind.

Ein Missbrauch erhöhe die Gefahr von Antibiotika-Resistenzen, die die Behandlung kranker Menschen erschwerten. „Ein Mangel an wirksamen Antibiotika ist eine ähnlich große Gefahr wie der plötzliche Ausbruch einer tödlichen Krankheit“, sagte WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Eine aktuelle Studie zeige, dass der weitgehende Verzicht auf Antibiotika die Resistenzen ganz deutlich senke. Statt Medikamente zu geben, könne oft bessere Hygiene in den Ställen die Krankheitsrate schon senken.

Deutschland gehört zu den Ländern mit vergleichsweise strikten Auflagen bei der Verwendung von Antibiotika. Seit 2011 habe sich die an Tierärzte abgegebene Menge mehr als halbiert, teilte eine Expertin des Agrarministeriums mit. Tiere würden untersucht, bevor solche Mittel verschrieben würden. Auch EU-weit gelten seit rund zehn Jahren strengere Vorschriften für den Einsatz dieser Arzneien in Ställen.

Von 2011 bis 2016 ist die abgegebene Menge an Antibiotika für Tiere in Deutschland laut Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit von 1.706 auf 742 Tonnen gesunken. Die Menge der abgegebenen Fluorchinolonen sei jedoch weiterhin hoch und liege trotz eines Rückgangs in den vergangenen drei Jahren noch über dem Wert von 2011. Diese Antibiotikaklasse ist für die Therapie beim Menschen und die Frage möglicher Resistenzbildung von besonderer Bedeutung.

Als Reaktion auf die neue Richtlinien der WHO hat sich der Deutsche Bauernverband zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika bekannt. Zugleich betonte der Verband in Berlin, dass der Einsatz weiterhin möglich sein sollte „nach sorgfältiger Abwägung und in Einzelfällen – bei denen keine therapeutische Alternative zur Verfügung steht“.

dpa/kna

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