Politik

Infektionsketten oft zwischen privaten Haushalten

  • Freitag, 21. August 2020
/Olga, stock.adobe.com
/Olga, stock.adobe.com

Berlin – Ein großer Teil der SARS-CoV-2-Übertragungen haben bis Mitte Juli in und zwi­schen privaten Haushalten stattgefunden. Das legt eine Analyse des Robert Koch-Instituts (RKI) nahe, in der Melderegisterdaten nach Übertragungsorten und Ausbruchsgeschehen durchsucht wurden. Das RKI veröffentlichte die Daten heute online im Epidemiologischen Bulletin.

Demnach konnten 27 Prozent (mehr als 55.000 Fälle) der rund 200.000 an das RKI über­mittelten laborbestätigten SARS-CoV-2-Fälle einzelnen Ausbrüchen zugeordnet werden.

In 86 Prozent dieser Ausbrüche wurden weniger als zehn Personen neu infiziert. Vor allem in Alten- und Pflegeheimen, in Krankenhäusern sowie in Flüchtlings- und Asylbe­werber­unterkünften kam es hingegen zu mehr als zehn Neuinfektionen pro erkanntem Ausbruchsgeschehen.

Einen Ausbruch definiert das Institut, entsprechend der internationalen Bezeichnung „Cluster“, als Auftreten von zwei oder mehr Infektionen, die in einem naheliegenden Zu­sammenhang stehen.

Den Daten zufolge konnten besonders viele Ausbrüche in Privathaushalten erkannt wer­den. Hier kam es im Schnitt zu 3,2 Neuinfektionen pro Ausbruch, jedoch auch bei rund 500 Ausbruchsgeschehen zu mehr als fünf neuen Fälle. Zwölf Prozent der in Haus­halten Infizierten mussten der Analyse nach stationär behandelt werden, zwei Pro­zent von ihnen verstarben.

„Die mögliche Unterbrechung von Infektionsketten zwischen privaten Haushalten sollte ein Fokus sein“, schlussfolgert das RKI. Für die weitere zielgerichtete Prävention und Kon­trolle von SARS-CoV-2-Infektionen und Ausbrüchen sei es wichtig zu wissen, „welche Be­din­gungen Übertragungen besonders begünstigen, so dass vermehrt Ausbrüche entste­hen“, schreibt das Institut in dem zehnseitigen Papier.

All diese Daten seien Mindestangaben, da viele Registermeldungen nur unvollständige Informationen enthalten würden. Auch seien verschiedene, von den Infizierten selbst an­gegebene, Übertragungsorte zusammengefasst worden.

Die Analyseergebnisse könnten die anstehende Debatte über erneute Einschränkungen der persönlichen Kontakte anheizen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird sich in der kommenden Woche mit den Länderchefs treffen, um die nächsten Schritte in der Pandemiebekämpfung abzusprechen.

jff

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung