Infektionsketten oft zwischen privaten Haushalten

Berlin – Ein großer Teil der SARS-CoV-2-Übertragungen haben bis Mitte Juli in und zwischen privaten Haushalten stattgefunden. Das legt eine Analyse des Robert Koch-Instituts (RKI) nahe, in der Melderegisterdaten nach Übertragungsorten und Ausbruchsgeschehen durchsucht wurden. Das RKI veröffentlichte die Daten heute online im Epidemiologischen Bulletin.
Demnach konnten 27 Prozent (mehr als 55.000 Fälle) der rund 200.000 an das RKI übermittelten laborbestätigten SARS-CoV-2-Fälle einzelnen Ausbrüchen zugeordnet werden.
In 86 Prozent dieser Ausbrüche wurden weniger als zehn Personen neu infiziert. Vor allem in Alten- und Pflegeheimen, in Krankenhäusern sowie in Flüchtlings- und Asylbewerberunterkünften kam es hingegen zu mehr als zehn Neuinfektionen pro erkanntem Ausbruchsgeschehen.
Einen Ausbruch definiert das Institut, entsprechend der internationalen Bezeichnung „Cluster“, als Auftreten von zwei oder mehr Infektionen, die in einem naheliegenden Zusammenhang stehen.
Den Daten zufolge konnten besonders viele Ausbrüche in Privathaushalten erkannt werden. Hier kam es im Schnitt zu 3,2 Neuinfektionen pro Ausbruch, jedoch auch bei rund 500 Ausbruchsgeschehen zu mehr als fünf neuen Fälle. Zwölf Prozent der in Haushalten Infizierten mussten der Analyse nach stationär behandelt werden, zwei Prozent von ihnen verstarben.
„Die mögliche Unterbrechung von Infektionsketten zwischen privaten Haushalten sollte ein Fokus sein“, schlussfolgert das RKI. Für die weitere zielgerichtete Prävention und Kontrolle von SARS-CoV-2-Infektionen und Ausbrüchen sei es wichtig zu wissen, „welche Bedingungen Übertragungen besonders begünstigen, so dass vermehrt Ausbrüche entstehen“, schreibt das Institut in dem zehnseitigen Papier.
All diese Daten seien Mindestangaben, da viele Registermeldungen nur unvollständige Informationen enthalten würden. Auch seien verschiedene, von den Infizierten selbst angegebene, Übertragungsorte zusammengefasst worden.
Die Analyseergebnisse könnten die anstehende Debatte über erneute Einschränkungen der persönlichen Kontakte anheizen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird sich in der kommenden Woche mit den Länderchefs treffen, um die nächsten Schritte in der Pandemiebekämpfung abzusprechen.
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