Politik

Initiative der Pharmaindustrie soll Antibiotika­entwicklung wiederbeleben

  • Donnerstag, 9. Juli 2020
/picture-alliance, BSIP, ESTIOT
/picture-alliance, BSIP, ESTIOT

Berlin – In der Antibiotikapipeline der Pharmaindustrie herrscht bereits seit Jahren gäh­nende Leere – bei stetig zunehmenden Antibiotikaresistenzen. Investitionen in Höhe von einer Milliarde US-Dollar sollen das jetzt ändern. Mehr als 20 führende Biopharmaunter­nehmen gaben heute den Start des AMR Action Fund bekannt, der bis 2030 die Entwick­lung von zwei bis vier neuartigen Antibiotika ermöglichen soll.

„Im Gegensatz zu COVID-19 ist AMR eine vorhersehbare und vermeidbare Krise. Wir müss­en gemeinsam handeln, um die Antibiotikapipeline wiederaufzubauen und um si­cherzustellen, dass die vielversprechendsten und innovativsten Antibiotika es vom Labor zu den Patienten schaffen“, sagte Thomas Cueni, Generaldirektor der International Fede­ra­tion of Pharma­ceutical Manufacturers & Associations (IFPMA) und einer der Organisa­toren des neuen Fonds, beim Launch des Fonds.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erinnerte bei der Vorstellung der neuen Initiative daran, dass moderne Medizin ohne Antibiotika undenkbar wäre: „Wir haben kei­ne andere Wahl, wir müssen weiterhin alles in unserer Macht Stehende tun, um antimi­kro­bielle Resistenzen zu bekämpfen.“

Doch neue Antibiotika zu entwickeln, habe wissenschaftlich und finanziell seinen Preis, weshalb sich viele Firmen aus der Entwicklung zurückgezogen hätten, so Spahn. Dies ma­che die verschiedenen Initiativen der vergangenen Jahre, etwa den Global Antimicrobial Resistance Research and Development Hub, in dem Deutschland sich engagiere, umso wichtiger.

„In diesem Szenario stellt der neue AMR Action Fund einen weiteren wertvollen Baustein dar, die Pharmaindustrie ergänzt damit die bereits etablierten Initiativen und leistet einen wichtigen Beitrag zu unserem gemeinsamen Ziel“, so Spahn. Er appellierte an die Verantwortlichen des neuen Fonds, ihre Aktivitäten eng mit den bereits existierenden Initiativen zu koordinieren, um doppelte Arbeit angesichts limitierter Ressourcen zu ver­meiden.

Aus Deutschland beteiligen sich an dem Fonds Boehringer Ingelheim, Bayer und Merck, aber auch die Europäische Investitionsbank ist mit im Boot. Die Unternehmen haben sich verpflichtet, fast eine Milliarde US-Dollar an neuen Finanzmitteln aufzubringen, um die klinische Entwicklung von innovativen neuen Antibiotika zu unterstützen. Zusätzlich zu finanziellen Mitteln wird der Fonds auch technische Unterstützung bereitstellen, um Bio­tech-Unternehmen bei der Entwicklung neuartiger Antibiotika zu helfen.

Dass sich derzeit kaum neue antimikrobielle Wirkstoffe in der Pipeline befinden, liegt nicht nur daran, dass ihre Entwicklung enorme wirtschaftliche Kosten verursacht. Es existiert auch kein rentabler Markt. Und das liegt nicht nur an niedrigen Preisen. Selbst wenn ein neues Antibiotikum auf den Markt kommt, wird es von Ärzten – vernünftiger­weise – nur äußerst sparsam eingesetzt, um die Wirksamkeit zu erhalten.

Der AMR Action Fund soll innovative Antibiotikakandidaten auch kleinerer Biotech-Unter­nehmen speziell während der schwierigsten späten Phasen der Arzneimittel­entwicklung unterstützen. Für eine Lösung des Problems der Antibiotikaresistenzen brauche es allerdings auch Maßnahmen auf politischer Ebene, Marktreformen im Bereich der Kostenerstattung und Anreize für Forschung und Entwicklung, so die IFPMA.

nec

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung