Politik

Initiative fordert weltweiten Pakt gegen Luftverschmutzung

  • Donnerstag, 20. Juni 2019
Luft-Messstation für Feinstaub und Stickoxide am Neckartor in Stuttgart /dpa
Luft-Messstation für Feinstaub und Stickoxide am Neckartor in Stuttgart /dpa

Berlin – Es sei höchste Zeit, dass Regierungen, Unternehmen und Bürger weltweit anfangen zusammenzuarbeiten, um die gesundheitsschädliche Luftverschmutzung in allen Ländern zu reduzieren. Mit diesem dringlichen Handlungsaufruf wandten sich gestern Abend die nationalen Akademien der Wissenschaften und der Medizin von Deutschland, Brasilien, Südafrika und den USA an die Vereinten Nationen.

Im UN-Hauptquartier überreichten sie eine wissenschaftspolitische Stellungnahme an führende Vertreter der UN sowie hochrangige Diplomaten. Darin wird deutlich, dass sich dem wachsenden Problem der gesundheitsschädlichen Luftverschmutzung nur durch weltweite Zusammenarbeit und sofortiges Handeln auf allen Ebenen der Gesell­schaft begegnen lässt.

Die Stellungnahme ist der Start einer internationalen Initiative, deren Ziel es ist, der zunehmenden Luftverschmutzung Einhalt zu bieten. „Nationalakademien sind in der einzigartigen Position, sich mit komplexen Fragestellungen wie den Wechselwirkun­gen zwischen Luftverschmutzung und Gesundheit befassen zu können“, erklärte Jörg Hacker, Präsident der deutschen Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopol­dina.

Sie böten Wissenschaftlern aller Disziplinen unabhängige Foren zum Austausch und zur Reflexion über ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse. Auf der Suche nach Lösun­gen für diese komplexen Probleme sei eine interdisziplinäre Zusammenarbeit dieser Art unerlässlich.

In ihrer Stellungnahme empfehlen die Nationalakademien eine weltweite Emissions­minderung und die angemessene Überwachung der wichtigsten Schadstoffe. Die Luft­schadstoffe, die als am schädlichsten für die menschliche Gesundheit gelten, sind Fein­staubpartikel. Die ungefilterten Abgase von Verbrennungsprozessen in Industrie und Straßenverkehr enthielten signifikante Konzentrationen an ultrafeinen, feinen und großen Partikeln, darunter auch Kohlenstoffruß und schädliche Gase, heißt es in der Stellungnahme.

Als robuste Indikatoren für regulatorische Maßnahmen empfehlen die Akademien die Konzentrationen an Feinstaubpartikeln mit einem Durchmesser von 2,5 µm (PM2,5) sowie die Ozonkonzentrationen. Als Parameter für Verbrennungsemissionen könne Kohlenstoffruß dienen. PM2,5 gehören zu den kleinsten Feinstaub-Partikeln in der Atemluft. Sie können in alle Organe des Körpers gelangen und sie auf diese Weise schädigen. Vermutet wird unter anderem eine Schädigung der Pankreas mit einem darauf folgend erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes.

Luftverschmutzung schädigt bereits ungeborene Kinder

Luftverschmutzung beeinträchtigt jeden – sogar ungeborene Kinder. Sehr junge, alte und geschwächte Menschen sind dabei am meisten gefährdet. Unter die gesund­heitlichen Auswirkungen fallen jährlich mindestens 5 Millionen vorzeitige Todesfälle und chronische Erkrankungen wie Herzkrankheiten, Asthma, chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD), Diabetes, Allergien, Ekzeme und Hautalterung.

Luftverschmutzung fördert außerdem Krebs und Schlaganfälle und verlangsamt das Lungenwachstum bei Kindern und Jugendlichen. Es gibt darüber hinaus zunehmend Belege dafür, dass Luftverschmutzung Demenzerkrankungen bei Erwachsenen be­güns­tigt und die Gehirnentwicklung bei Kindern beeinträchtigt.

Den Akademien zufolge sind bisher sowohl staatliche als auch private Investitionen unzureichend und werden dem Ausmaß des Problems nicht gerecht. Die Stellung­nah­me betont, dass die Suche nach Lösungen für das Problem Luftverschmutzung finan­ziell besser gefördert und dass in Maßnahmen zur Minderung der Luftverschmutzung umfangreich investiert werden müsse.

nec

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