Institut kritisiert häufigen Einsatz von Breitbandantibiotika bei Kleinkindern

Bremen/Odense – Das Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS kritisiert, dass in Deutschland etwa 40 % der Kleinkinder als erstes Antibiotikum in ihrem Leben ein Breitbandpräparat erhalten. Im Vergleich dazu beträgt dieser Anteil in Dänemark lediglich 6 %.
Das zeigt eine akutelle Auswertung des BIPS zusammen mit einer Arbeitsgruppe der dänischen Universität in Odense. Die Ergebnisse sind im Fachmagazin Infectious Diseases and Therapy erschienen (2024; DOI: 10.1007/s40121-024-00916-3). „Dies ist im Hinblick auf Nebenwirkungen und Resistenzen sehr bedenklich“, hieß es aus der Arbeitsgruppe.
Die Wissenschaftler haben für die Studie Daten aus dänischen Gesundheitsregistern und deutsche Krankenkassendaten verglichen. Sie erfassten dabei Kinder, die zwischen 2004 und 2016 geboren wurden.
„Im Geburtsjahrgang 2016 betrug die Zeit bis zur ersten Antibiotikaverschreibung in Dänemark etwa 21 Monate, während sie in Deutschland bei etwa 28 Monaten lag“, berichtet Oliver Scholle, Erstautor der Studie und wissenschaftlicher Mitarbeiter am BIPS.
Die Rate der Antibiotikabehandlungen pro 1.000 Personenjahre habe in Dänemark 537 und in Deutschland 433 betragen. Dies weise zunächst auf ein zurückhaltenderes Verschreibungsverhalten in Deutschland hin.
Der Ländervergleich zwischen Deutschland und Dänemark ist den Forschern zufolge besonders wertvoll.
„Da man davon ausgehen kann, dass sich das Infektionsgeschehen zwischen beiden Ländern nicht grundlegend unterscheidet, lassen die Ergebnisse Ansatzpunkte zur Verbesserung des Verschreibungsverhaltens erkennen“, sagte Ulrike Haug, Letztautorin der Studie und Leiterin der Abteilung Klinische Epidemiologie am BIPS.
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