Intensivmediziner kritisieren Vorgehen bei Begutachtung von Behandlungsfehlern

Berlin – Intransparente Methoden und die Verunsicherung von Patienten und Angehörigen wirft die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) vor. Dabei geht es um die Behandlungsfehlerstatistik, die der MDK kürzlich veröffentlicht hat.
„Wie auch in den vergangenen Jahren vermissen wir eine transparente Darstellung medizinischer Behandlungsfehler sowie konkrete Ansatzpunkte zur Verbesserung der Patientensicherheit“, sagte Uwe Janssens, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Internistische Intensivmedizin am St.-Antonius-Hospital in Eschweiler.
Konkret fehle der DIVI, dass der MDK die Qualifikation seiner Gutachter offenlegt. „Eine gutachterliche Beurteilung eines Behandlungsfehlers erfordert jahrelange klinische Expertise und praktische Tätigkeit in dem betreffenden Fachgebiet“, so Janssens.
Zudem bleibe in dem Mitte Mai veröffentlichten MDK-Bericht unklar, welche Kriterien er zur Beurteilung der Behandlungsfehler herangezogen habe. „Ein einseitiges Bild entsteht besonders durch das Fehlen von Stellungnahmen der behandelnden Ärzte als Bewertungskriterium. Bisher werden nur Behandlungsunterlagen und Gedächtnisprotokolle der Betroffenen herangezogen“, kritisiert Janssens.
Zudem nenne der Bericht die Zahl von 107 Todesfällen, die auf einen Behandlungsfehler zurückzuführen seien – „ein Vorwurf, der nicht ohne weitere gutachterliche Prüfungen oder juristische Aufarbeitung erhoben werden sollte“, so der DIVI-Präsident.
Die Fachgesellschaft fordert die Krankenkassen und die verantwortlichen Politiker auf, „von der Strategie einer Verunglimpfung der medizinischen Behandlung durch derart undifferenzierte Berichte abzuweichen und in einem gemeinsamen, konstruktiven Dialog die Patientensicherheit nachhaltig zu verbessern“.
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