Ärzteschaft

Intensivmediziner legen Schwangerenregister auf

  • Mittwoch, 11. Januar 2023
/picture alliance, Friso Gentsch
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Berlin – Zur Schwangerenversorgung auf den Intensivstationen gibt es keine Zahlen in Deutschland. Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) hat daher nun das Register „Schwangere und postpartale Patientinnen auf der Intensivstation“ – kurz DIVI-Schwangerenregister ins Leben gerufen.

„Alle Intensivstationen in Deutschland, egal welcher Größe und ob internistisch, neurologisch, anästhesiolo­gisch oder chirurgisch geführt, rufen wir auf, sich zu registrieren und ihre Patientendaten hier anonymisiert zu dokumentieren“, appellierte Thomas Standl, Chefarzt der Klinik für Anästhesie, Operative Intensiv- und Pallia­tivmedizin im Städtischen Klinikum Solingen.

Der Sprecher der DIVI-Sektion Schock hat das Register federführend mitentwickelt, nachdem ihm bereits vor vier Jahren durch eine Literaturrecherche aufgefallen war, dass Daten zur Schwangerenversorgung auf den Intensivstationen fehlen.

„Sollten es ähnlich viele Patientinnen sein wie in anderen Angelsächsischen Ländern, läge die Zahl im mittleren vierstelligen Bereich“, sagte Standl. Rund 4.500 Schwangere würden den Hochrechnungen der DIVI-Sektion zufolge jährlich auf deutschen Intensivstationen versorgt – wegen Schwangerschaftskomplikationen, aber auch zahlreicher weiterer Krankheitsbilder wie Schlaganfall, Sepsis oder Herzinfarkt.

Dokumentierte Fälle dieser Frauen und ihrer ungeborenen Kinder, wie sie es etwa im Vereinigten Königreich, den USA oder Kanada gibt, werden in Deutschland aber nicht zentral erfasst. „Wir tappen damit im Dunkel“, sagte Standl Anfang Dezember auf dem DIVI22, dem Jahreskongress der Intensiv- und Notfallmediziner.

„Wenn wir aber keinen Überblick über die Fallzahlen haben, können wir auch nicht die Versorgungssituation dieser sehr speziellen und besonderen Gruppe von Patientinnen verbessern. Und als Mediziner gleich für das Leben von zwei oder mehr Patienten verantwortlich zu sein, die noch ganz viel Leben vor sich haben – das ist einzigartig. Dieser Patientengruppe muss unbedingt mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden.“

Um Patientinnendaten zu dokumentieren, müssen sich – wie beim DIVI-Intensivregister – die einzelnen Intensivstationen in einem kurzen Prozess registrieren. Die ersten Daten sollen im nächsten Dezember auf dem DIVI23 präsentiert werden.

EB

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