Intensivmediziner verteidigen Behandlung von COVID-19-Patienten

Nürnberg – Fachgesellschaften für Intensivmedizin in Deutschland wehren sich gegen Kritik an der Behandlung von Patienten mit COVID-19. Die Versuche einzelner Ärzte, in den Medien Angst vor einer Beatmung zu schüren, führten zu einer unnötigen Verunsicherung der Patienten, erklärten unter anderen der Berufsverband Deutscher Anästhesisten (BDA), die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) sowie die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI).
„Der implizite und explizite Vorwurf, dass in Deutschland COVID-19-Patienten zu früh und/oder zu häufig intubiert und dadurch vermehrt versterben würden, ist schlichtweg falsch“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung weiter. Vielmehr zeigten vorliegende Daten, dass rund 70 Prozent der Intensivpatienten mit COVID-19 die Behandlung auf einer Intensivstation überlebten.
Die Mediziner verweisen auf im Vergleich zu anderen Ländern deutlich höhere Überlebensraten. Das sei auf eine den Leitlinien entsprechende gute Behandlungsqualität sowie ein „gut vorbereitetes und hochwertiges Gesundheitssystem sowie einen guten Zugang der gesamten Bevölkerung zu Gesundheitsleistungen“ zurückzuführen.
Unter anderen hatte der Wittener Palliativmediziner Matthias Thöns eine sehr einseitige Ausrichtung auf die Intensivbehandlung von Patienten in der Coronakrise kritisiert. Eine Intensivtherapie sei leidvoll und das Verhältnis zwischen Nutzen und Schaden stimme kaum.
Ältere und vorerkrankte Patienten mit COVID-19 würden vorzugsweise intensivmedizinisch betreut, obwohl diese Gruppe üblicherweise mit den Mitteln der Palliativmedizin versorgt werde. In der Coronakrise mache man Intensivpatienten aus ihnen.
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