Intensivpatienten: Höchstzahl aus April in einigen Wochen übertroffen

Berlin/München – Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) erwartet angesichts der deutlich gestiegenen Coronainfektionszahlen einen Rekord bei den intensivmedizinisch versorgten Patienten in Deutschland.
In zwei bis drei Wochen werde die Höchstzahl der Intensivpatienten vom April übertroffen werden, dies lasse sich gar nicht mehr verhindern, sagte DKG-Präsident Gerald Gaß der Bild. „Wer bei uns in drei Wochen ins Krankenhaus eingeliefert wird, ist heute schon infiziert.“
Gaß kündigte an, dass Pflegepersonal aus nicht-intensivmedizinischen Bereichen auf den Intensivstationen eingesetzt werden solle. Dies sei „natürlich nicht optimal, aber in einer solchen Ausnahmesituation zu rechtfertigen“.
Die Zahl der COVID-19-Patienten, die auf Intensivstationen in Bayern beatmet werden, hat sich zum Beispiel nach Angaben der Bayerischen Krankenhausgesellschaft innerhalb eines Monats mehr als vervierfacht. „Derzeit werden 224 COVID-19-Patienten auf einer Intensivstation beatmet“, sagte der Geschäftsführer der Gesellschaft, Siegfried Hasenbein. „Am 1. Oktober waren es 51.“
Die bayerischen Krankenhäuser seien zwar „noch ein gutes Stück“ von einer Überlastung entfernt. „Aber das ist natürlich eine besorgniserregende Entwicklung“, so Hasenbein. Insgesamt seien derzeit 1.300 nachweislich mit dem Coronavirus infizierte Patienten in einem bayerischen Krankenhaus, 245 von ihnen auf der Intensivstation.
Lob für Maßnahmen der Bundesregierung
„Man muss mit allen Kräften versuchen, diese steigende Zahl der Infektionen abzuflachen und zu bremsen“, warnte Hasenbein. Die Krankenhäuser gehen davon aus, dass die Zahl der schwer erkrankten COVID-19-Patienten in den kommenden beiden Wochen weiter steigen wird. „Aus Krankenhaussicht kann ich nur sagen: Die Maßnahmen der Bundesregierung waren richtig“, sagte er. „Es war dringend notwendig zu reagieren.“
„Wir sind derzeit noch nicht an einer Belegung der Krankenhäuser mit COVID-19-Patienten wie damals im Frühjahr“, betonte Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU). „Aber klar ist: Die Zahlen der COVID-19-Patienten in den Krankenhäusern generell und auch speziell auf den Intensivstationen steigen kontinuierlich. Das haben wir im Blick.“
Auch in Bayern steigen die Zahlen der Coronaneuinfektionen seit Wochen an. Am Wochenende wurde die Gesamtzahl von 100.000 Infektionen im Freistaat seit Beginn der Pandemie überschritten, gestern lag sie nach Angaben des bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit bei 107.366. Im Freistaat sind bislang 2.806 Coronainfizierte gestorben.
Die bayerische Coronalandkarte ist mittlerweile fast vollständig rot oder dunkelrot gefärbt. Nur noch der Landkreis Amberg-Sulzbach befand sich gestern nach Angaben des Robert-Koch-Instituts mit einer Inzidenz von 36,9 nicht in einer der beiden höchsten Warnstufen. Die rote Warnstufe gilt ab einem Wert von 50, die dunkelrote ab einer Inzidenz von 100.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: