Internisten fordern Masernimpfung für Ärzte

Wiesbaden – Ärzte und Pflegepersonal sollten gegen Masern geimpft sein. Das fordert die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM). Hintergrund ist, dass im vergangenen Jahr in Deutschland so viele Fälle von Masern auftraten, wie seit sieben Jahren nicht mehr: 1.721 wurden gemeldet. „Auch Ärzte und Pflegekräfte, die keinen Immunschutz gegen Masern besitzen, können Patienten mit der hoch ansteckenden Viruserkrankung infizieren“, hieß es aus der Fachgesellschaft.
Hautausschlag, Fieber und ein erheblich geschwächter Allgemeinzustand sind Zeichen von Masern. In der Regel suchen Eltern mit ihrem erkrankten Kind ärztliche Hilfe. In Praxis oder Notaufnahme stecken die Patienten nicht selten andere Kinder an, aber auch das ärztliche Personal infiziert sich.
„Masern ist eine der ansteckendsten Erkrankungen und das berufliche Infektionsrisiko von medizinischem Personal ist bis zu 19-mal so hoch wie das Infektionsrisiko der Normalbevölkerung“, erläutert Ulrich Fölsch, Generalsekretär der DGIM aus Kiel. Jeder Arzt sollte sich deshalb auch im eigenen Interesse durch eine Impfung schützen, so Fölsch.
Dies gelte auch für Medizinstudierende vor den ersten Patientenkontakten. „Gerade junge Mediziner kennen die Erkrankung oft nur aus dem Lehrbuch und können Hautausschlag und andere Anzeichen nicht passend zuordnen“, sagte Fölsch. Das könne die Ansteckungsgefahr nochmals erhöhen.
Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut geht davon aus, dass vor 1970 geborene Menschen mit 95-prozentiger Sicherheit gegen Masern immun sind. „Der Fall zeigt jedoch, dass Ausnahmen die Regel bestätigen“, so Fölsch. Bei Ärzten, die Kontakt zu Kindern haben, insbesondere abwehrgeschwächten, sollte der Impfstatus deshalb vorsichtshalber serologisch bestätigt werden, regt der Generalsekretär der DGIM an.
Ärzte sind in Deutschland nicht gesetzlich verpflichtet, sich impfen zu lassen. Aus Sicht der DGIM besteht aber ein ethischer Imperativ, vor allem wenn sie chronisch kranke und abwehrgeschwächte Patienten behandeln. „Es ist nicht akzeptabel, schwerwiegende Komplikationen oder Todesfälle durch nosokomiale Maserninfektionen zu tolerieren, wenn ein sicherer und effektiver Impfstoff verfügbar ist, der dies verhindern kann“, so Fölsch.
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