Politik

IQWiG legt Einladungsschreiben und Entscheidungshilfe zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs vor

  • Dienstag, 28. November 2017
Der Pap-Abstrich dient der Früherkennung des Zervixkarzinoms und dessen Vorstufen, die mittels Papanicolau-Färbung sichtbar gemacht werden. /dpa
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Berlin – Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat seine finale Version eines Einladungsschreibens und einer Entscheidungshilfe für Frauen zum Thema Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs vorgestellt. Die Unter­lagen hatte der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) in Auftrag gegeben. Er entschei­det auch darüber, ob diese so zum Einsatz kommen. Einladungsschreiben und Entschei­dungshilfe sollen die Vorteile, aber auch die Nachteile der Früherkennung allgemein verständlich, umfassend und ausgewogen darstellen. Nach Auffassung des Berufsverbandes der Frauenärzte ist dies nicht gelungen – der Verband kritisiert die Unterlagen deutlich.

Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) überarbeitet im Augenblick die Präventions­programme für Darm- und Zervixkrebs. So sollen Frauen im Alter von 20 bis 60 Jahren künftig alle fünf Jahre ein Einladungsschreiben ihrer Kasse erhalten, das auf das Angebot aufmerksam macht. Frauen im Alter zwischen 20 und 34 Jahren können künftig weiterhin jährlich eine zytologische Untersuchung, den Pap-Test, durchführen lassen. Frauen ab 35 Jahren wird künftig eine Kombination von Pap-Test und einer weiteren Unter­suchung angeboten, einem Test auf Humane Papillomaviren (HPV). Diese Kombination können sie alle drei Jahre in Anspruch nehmen.

Qualitativer Nutzertest

Mit dem Einladungsschreiben erhalten die Frauen künftig auch eine Broschüre. Sie soll über Vor- und Nachteile des Screenings informieren und so die Entscheidung erleich­tern, ob eine Frau teilnimmt oder nicht. In einem ersten Schritt hatten die IQWiG-Wissenschaftler ermittelt, welche Informa­tions­bedürfnisse Frauen haben, und die Vor- und Nachteile des Zervixkarzinom-Screenings aufbereitet.

In einem zweiten Schritt hatten sie die Texte für das Einladungsschreiben sowie für die Entscheidungshilfe verfasst. Aufgrund des unterschiedlichen Früherkennungs-Angebots hat das IQWiG zwei altersspezifische Entscheidungshilfen (20 bis 34 Jahre, über 35 Jahre) im Umfang je einer 20-seitigen DIN-A5-Broschüre erarbeitet.

Alle Texte wurden einem qualitativen Nutzertest unterzogen – mit potenziellen Empfängerinnen und mit medizinischen Experten. Auf Basis der Ergeb­nisse wurden Entwürfe der Materialen als Vorbericht veröffentlicht und zur Diskussion gestellt. An das Stellungnahmeverfahren mit einer mündlichen Anhörung im Institut schloss sich eine weitere Nutzertestung mit 2.000 Testpersonen an. „Die Frauen haben die Texte als sehr ausgewogen wahrgenommen“, berichtete Klaus Koch, Leiter des Ressorts Gesundheitsinformation im IQWiG.

Der Berufsverband der Frauenärzte kritisiert hingegen, das IQWiG sei auf Kritikpunkte des Verbandes im Stellungnahmeverfahren nicht ausreichend eingegangen. „Frauen sollten darüber informiert werden, dass das Carcinoma in situ der Zervix und somit dessen Vorstufen sowie das ebenfalls HPV-abhängige Vulvakarzinom auch unter 25 bezie­hungs­weise 30 Jahren häufig gefunden werden“, sagte der Präsident des Verbandes, Christian Albring, dem Deutschen Ärzteblatt. Es sei daher keine Lappalie, wenn das Screening vergessen oder nicht jährlich durchgeführt werde – so lege es allerdings die Broschüre für Frauen zwischen 20 und 34 Jahren nahe.

Aus den Unterlagen heraus werde außerdem nicht deutlich genug, dass neben den Veränderungen am Gebärmutterhals in Deutschland jährlich etwa 2.000 Gebärmutter­körperkrebse (Endometriumkarzinome) nur durch die Zytologie zusätzlich gefunden würden. Erfolge der Pap-Abstrich ab 35 nicht mehr jährlich, werde diese Chance zur Früherkennung vertan. Zudem werde in dem Material nicht ausreichend deutlich, dass die Sensivität des HPV-Tests mit zunehmendem Alter stark nachlasse.

Darüber hinaus sei wichtig, in der Broschüre und im Einladungsschreiben deutlicher darauf hinzuweisen, dass die Krebsfrüherkennungsuntersuchung weit mehr als nur die Diagnostik des Gebärmutterhalses umfasse, nämlich die ärztliche Beurteilung des äußeren Genitales, der Vagina, des Uterus, der Ovarien, ab 30 der Brust und der Lymphknoten, der Achselhöhle sowie ab 50 Jahren auch des Rektums, so die Kritik des Verbandes. „60 Prozent der vom Zervixkarzinom betroffenen Frauen haben in den letzten fünf Jahren vor ihrer Erkrankung nicht am Screening teilgenommen“, warnte Albring.

hil

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