Zervixkarzinom: Gute Schutzwirkung mit Neunfachimpfstoff

Birmingham/Alabama – Der neunvalente HPV-Impfstoff Gardasil 9, der den bisherigen quadrivalenten Vorläufer in den nächsten Jahren ersetzen soll, erzielt eine hohe Schutzwirkung, wie die abschließenden Ergebnisse der maßgeblichen Studie im Lancet (2017; doi: 10.1016/S0140-6736(17)31821-4) zeigen.
Das humane Papillomvirus (HPV) tritt in mehr als hundert Varianten auf, von denen allerdings nur wenige High-Risk-Typen für die Mehrzahl aller Zervixkarzinome verantwortlich sind. Die beiden wichtigsten High-Risk-Typen 16 und 18, auf die allein 60 bis 70 Prozent der Zervixkarzinome entfallen sollen, werden bereits von dem ersten Gardasil-Impfstoff und seinem Konkurrenten Cervarix abgedeckt. Der erste Gardasil-Impfstoff bot noch zusätzlich einen Schutz gegen die Low-Risk-Typen 6 und 11, die 90 Prozent aller Condylomata acuminata verursachen.
Beide Impfstoffe bieten deshalb noch Luft nach oben. In die neue neunvalenten Gardasil-Vakzine wurden Komponenten der High-Risk-Typen 31, 33, 45, 52 und 58 aufgenommen, die für weitere 15 bis 20 Prozent aller Zervixkarzinome verantwortlich gemacht werden. Damit könnte die neue Vakzine bis zu 90 Prozent aller Zervixkarzinome verhindern – wenn sie eine Schutzwirkung von hundert Prozent erzielt.
Diesem Ziel kommt Gardasil 9 nach den jetzt vorliegenden Abschlussergebnissen der Studie ziemlich nahe. In der Studie waren zwischen September 2007 und Dezember 2009 insgesamt 14.215 Frauen im Alter zwischen 16 und 26 Jahren ohne Hinweis auf eine frühere HPV-Infektion auf eine Impfung mit der alten und neuen Version des Impfstoffs randomisiert worden.
Bereits die vor zwei Jahren veröffentlichten Zwischenergebnisse hatten auf eine sehr gute Schutzwirkung (NEJM 2015; 372: 711–23) hingedeutet. Die jetzt vorliegenden abschließenden Ergebnisse bestätigen dies. Die Inzidenz von „high-grade“-Erkrankungen wurde von 19,0 auf 0,5 pro 100.000 Personen-Jahre gesenkt. Dies ergibt nach den Berechnungen von Warner Huh von der Universität von Alabama in Birmingham in der Per-Protocol-Analyse (sie wertet nur Personen, die tatsächlich geimpft wurden) einen Impfschutz von 97,4 Prozent, der mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 85,0 bis 99,9 Prozent hoch signifikant war.
Die neue Impfung könnte deshalb, sofern sich Frauen impfen lassen, die Häufigkeit des Zervixkarzinoms senken. Da nicht alle HPV-Typen erfasst werden, kann die Impfung vorerst jedoch die Krebsfrüherkennung durch Pap-Zytologie oder Virusnachweis im Abstrich nicht vollständig ersetzen. In Deutschland sterben derzeit jedes Jahr noch etwa 1.600 Frauen an einem zu spät erkannten Zervixkarzinom.
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