Jeden Tag 100 SARS-CoV-2-Neuinfizierte in Gesundheitseinrichtungen

Berlin – Jeden Tag infizieren sich derzeit mehr als 100 Beschäftigte in deutschen Gesundheitseinrichtungen mit SARS-CoV-2. Dazu zählen Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte und anderes Personal in patientenversorgenden Einrichtungen. Das geht aus den täglichen Lageberichten des Robert Koch-Instituts (RKI) hervor.
Am Freitag wurden demnach 132, vorgestern 152 und gestern 109 Neuinfektionen gemeldet. Ähnlich viele tägliche Neuinfektionen gab es unter Mitarbeitern des Gesundheitswesens zuletzt Mitte Mai. In den Sommermonaten waren es zwischenzeitlich deutlich weniger: Mitte Juli zum Beispiel um die 11 neuinfizierte Personen pro Tag. Doch seit Mitte August steigen die Zahlen wieder.
Insgesamt waren bisher mehr als 18.200 Angestellte in den genannten Gesundheitseinrichtungen mit SARS-CoV-2 infiziert. Rund vier Prozent von ihnen mussten im Krankenhaus behandelt werden. 24 Personen sind bislang verstorben. Dabei schätzt das RKI die Zahl der Genesenen auf etwa 17.200 (Stand: 25.10.2020).
Das RKI zählt dabei infizierte Beschäftigte aus Krankenhäusern, Arztpraxen, Rettungsdiensten und anderen medizinischen Einrichtungen, die im Infektionsschutzgesetz (§23 IfSG) als besonders relevant gelten, zusammen. Nach deren genauer Tätigkeit wird nicht differenziert.
Bei deutlich steigenden Infektionszahlen in der Gesamtbevölkerung Deutschlands ist der Anteil des Gesundheitspersonals aktuell auf rund vier Prozent gesunken, nachdem er Mitte Juni seinen Höchststand von 7,24 Prozent erreicht hatte.
All diese Zahlen sind jedoch Mindestangaben, räumt das RKI in seinen Lageberichten ein. Denn bei den Meldungen der Gesundheitsämter fehle immer häufiger die Angabe zur Tätigkeit der infizierten Personen. Wochenlang war dieser Anteil inkompletter Meldungen relativ konstant bei rund 25 Prozent. Aktuell liegt er bei rund 38 Prozent aller knapp 430.000 Infektionsmeldungen.
WHO: Anteil der Infektionen bei Gesundheitspersonal sinkt
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht derweil den weltweiten Anteil der Coronainfektionen unter Mitarbeitern der Gesundheitsversorgung im Abwärtstrend. Das sagte WHO-Epidemiologin Anne Perrocheau Mitte Oktober bei einer virtuellen Pressekonferenz. Grund sei der bessere Zugang zu Schutzmaterial und bessere Kenntnisse über Schutzmaßnahmen.
Die WHO hatte dafür Daten aus 83 Ländern analysiert. Durchschnittlich liege der Anteil des Gesundheitspersonals an den Infektionen der Gesamtbevölkerung bei etwa 14 Prozent. Dabei gab es große Unterschiede: In den meisten Ländern machten sie etwa drei Prozent aus, in einigen wenigen dagegen fast ein Drittel aller Infektionen.
Mittlerweile entspreche der Anteil der Infektionen bei Beschäftigten des Gesundheitswesens fast dessen Anteil an der Bevölkerung, sagte Perrocheau. Dieser Trend sei auch in Ländern zu beobachten, die insgesamt steigende Fallzahlen verzeichnen.
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