Ausland

Mehr als 10.000 Gesundheits­fachkräfte in Afrika infiziert

  • Freitag, 24. Juli 2020
/picture alliance, ASSOCIATED PRESS, Themba Hadebe
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Brazzaville – Mehr als 10.000 Mitarbeiter afrikanischer Gesundheitssysteme aus 40 Län­dern sind mittlerweile mit SARS-CoV-2 infiziert. Das meldete gestern das Regionalbüro der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Afrika mit Sitz in der kongolesischen Haupt­stadt Brazzaville.

„Jede Infektion bei Gesundheitspersonal ist eine zu viel“, sagte die WHO-Regionaldirekto­rin Matshidiso Moeti. „Wir müssen sicherstellen, dass sie über die Ausrüstung, Fähigkeiten und Informationen verfügen, die sie brauchen, um sich selbst, ihre Patienten und Kolle­gen zu schützen“, erklärte sie.

Infiziertenzahlen unter Gesundheitsmitarbeitern seien in Afrika vielerorts schwierig zu erheben. Vorläufige Daten würden aber zeigen, dass sie allein in 14 Ländern in Subsa­ha­ra-Afrika mehr als fünf Prozent der Fälle ausmachen, schrieb die WHO. In vier dieser Län­der würde das Gesundheitspersonal mehr als zehn Prozent aller Infektionen ausmachen.

Laut WHO-Zahlen gibt es in ganz Afrika inzwischen mehr als 750.000 bestätigte Infizierte mit SARS-CoV-2 und mindestens 15.000 Tote. Einige Länder würden sich einer kritischen Kapazitätsauslastung ihrer Gesundheitssysteme nähern. Die Republik Südafrika beispiels­weise gehöre inzwischen zu den am stärksten betroffenen Staaten der Welt.

Acht Prozent der Krankenhäuser können Patienten isolieren

Hauptgrund für die Infektionen in Krankenhäusern sei die in vielen Ländern fehlende Schutzausrüstung sowie die uneinheitliche Umsetzung der Maßnahmen zur Infektions­kontrolle und -prävention.

Von mehr als 30.000 untersuchten medizinischen Einrichtungen in ganz Afrika verfügten viele „nicht über die notwendige Infrastruktur, um wichtige Maßnahmen zur Infektions­präven­tion umzusetzen oder eine Überfüllung zu verhindern“, so die WHO.

Ihren Auswertungen nach konnte jedes sechste afrikanische Krankenhaus (16 Prozent) die WHO-Anforderungen zu 75 Prozent oder mehr erfüllen. Rund ein Drittel der Kliniken könne die Patienten angemessen triagieren. Knapp acht Prozent hätten die Möglichkeit zur Isolation von Infizierten. Überforderung und Erschöpfung des Personals würden es zusätzlich erschweren, die Hygiene- und Schutzmaßnahmen in die Routine zu überneh­men.

Um die Situation zu verbessern, hat die WHO mehr als 50.000 Gesundheitsfachkräfte zu den Themen Infektionsprävention und -kontrolle geschult. Geplant seien weitere 200.000 Fortbildungen sowie Leitlinien und Anleitungen zu bewährten (best practice) Pflegeab­läu­fen und den aktuellsten Behandlungsschemata.

Auch Schutzmaterial beschafft die WHO nach eigenen Angaben derzeit. 41 Millionen Ar­tikel aus China sollen zum Versand an 47 afrikanische Staaten bereitstehen, schreibt die Organisation. Lieferungen an 23 Länder seien bereits für das kommende Wochenende geplant.

Die Anstrengungen zeigen bereits erste Wirkung: In Sierra Leone zum Beispiel sei der Anteil der Gesundheitsfachkräfte an den Gesamtinfizierten in den vergangenen zwei Monaten von über 16 Prozent auf nunmehr neun Prozent gesunken. In der Republik Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste) sank er von 6,1 auf 1,4 Prozent.

jff

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