Mehr als 10.000 Gesundheitsfachkräfte in Afrika infiziert

Brazzaville – Mehr als 10.000 Mitarbeiter afrikanischer Gesundheitssysteme aus 40 Ländern sind mittlerweile mit SARS-CoV-2 infiziert. Das meldete gestern das Regionalbüro der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Afrika mit Sitz in der kongolesischen Hauptstadt Brazzaville.
„Jede Infektion bei Gesundheitspersonal ist eine zu viel“, sagte die WHO-Regionaldirektorin Matshidiso Moeti. „Wir müssen sicherstellen, dass sie über die Ausrüstung, Fähigkeiten und Informationen verfügen, die sie brauchen, um sich selbst, ihre Patienten und Kollegen zu schützen“, erklärte sie.
Infiziertenzahlen unter Gesundheitsmitarbeitern seien in Afrika vielerorts schwierig zu erheben. Vorläufige Daten würden aber zeigen, dass sie allein in 14 Ländern in Subsahara-Afrika mehr als fünf Prozent der Fälle ausmachen, schrieb die WHO. In vier dieser Länder würde das Gesundheitspersonal mehr als zehn Prozent aller Infektionen ausmachen.
Laut WHO-Zahlen gibt es in ganz Afrika inzwischen mehr als 750.000 bestätigte Infizierte mit SARS-CoV-2 und mindestens 15.000 Tote. Einige Länder würden sich einer kritischen Kapazitätsauslastung ihrer Gesundheitssysteme nähern. Die Republik Südafrika beispielsweise gehöre inzwischen zu den am stärksten betroffenen Staaten der Welt.
Acht Prozent der Krankenhäuser können Patienten isolieren
Hauptgrund für die Infektionen in Krankenhäusern sei die in vielen Ländern fehlende Schutzausrüstung sowie die uneinheitliche Umsetzung der Maßnahmen zur Infektionskontrolle und -prävention.
Von mehr als 30.000 untersuchten medizinischen Einrichtungen in ganz Afrika verfügten viele „nicht über die notwendige Infrastruktur, um wichtige Maßnahmen zur Infektionsprävention umzusetzen oder eine Überfüllung zu verhindern“, so die WHO.
Ihren Auswertungen nach konnte jedes sechste afrikanische Krankenhaus (16 Prozent) die WHO-Anforderungen zu 75 Prozent oder mehr erfüllen. Rund ein Drittel der Kliniken könne die Patienten angemessen triagieren. Knapp acht Prozent hätten die Möglichkeit zur Isolation von Infizierten. Überforderung und Erschöpfung des Personals würden es zusätzlich erschweren, die Hygiene- und Schutzmaßnahmen in die Routine zu übernehmen.
Um die Situation zu verbessern, hat die WHO mehr als 50.000 Gesundheitsfachkräfte zu den Themen Infektionsprävention und -kontrolle geschult. Geplant seien weitere 200.000 Fortbildungen sowie Leitlinien und Anleitungen zu bewährten (best practice) Pflegeabläufen und den aktuellsten Behandlungsschemata.
Auch Schutzmaterial beschafft die WHO nach eigenen Angaben derzeit. 41 Millionen Artikel aus China sollen zum Versand an 47 afrikanische Staaten bereitstehen, schreibt die Organisation. Lieferungen an 23 Länder seien bereits für das kommende Wochenende geplant.
Die Anstrengungen zeigen bereits erste Wirkung: In Sierra Leone zum Beispiel sei der Anteil der Gesundheitsfachkräfte an den Gesamtinfizierten in den vergangenen zwei Monaten von über 16 Prozent auf nunmehr neun Prozent gesunken. In der Republik Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste) sank er von 6,1 auf 1,4 Prozent.
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