Jeden Tag rund 1.000 neue Diabetesdiagnosen in Deutschland

Berlin – In Deutschland sind fast neun Millionen Menschen an Diabetes erkrankt, täglich kommen rund 1.000 neue Diagnosen hinzu. Darauf weisen die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) und die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung (DGK) zum heutigen Weltdiabetestag hin. Andere Fachgesellschaften sprechen sogar von einer halben Millionen Neuerkrankungen pro Jahr.
Häufige Begleiterkrankungen des Typ-2-Diabetes sind Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen. Diabetespatienten sollten den Fachgesellschaften zufolge daher regelmäßig diese Werte bestimmen und sich auf Herzerkrankungen untersuchen lassen.
Auch Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen seien gut beraten, sich auf Diabetes überprüfen zu lassen: In einem von vier Fällen wird dabei laut DDG und DGK ein noch unentdeckter Diabetes diagnostiziert. Beide Gesellschaften fordern eine umfassende nationale Gesundheitsstrategie.
„Diese sollte niederschwellige Präventions- und Früherkennungsprogramme umfassen, wie die Stärkung von Verhältnisprävention schon im Kindesalter und die Lebensstilmodifikation schon bei Vorstufen des Diabetes (Prädiabetes)“, hieß es aus der DDG und der DGK.
„Die schwankenden Blutzuckerwerte schädigen mit der Zeit auch die feinen Blutgefäße im Auge und verschlechtern die Durchblutung der Nervenzellen“, sagte Focke Ziemssen von der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG).
Zwar seien Retinopathie und Makulopathie mit Laser, Injektionen und Operation gut behandelbar. „Dank dieses Fortschritts sind Erblindungen in Folge von Diabetes erfreulicherweise stark gesunken“, so der DOG-Experte. Dennoch erwarteten Experten weltweit einen Anstieg an Sehbehinderungen, auch in Deutschland, warnte der Netzhautspezialist.
Auf die Bedeutung des Lebensstils für die Verhinderung einer Zuckererkrankung weist der Berufsverband der Frauenärzte (BVF) hin. Faktoren wie Bewegungsmangel, unausgewogene Ernährung und Übergewicht seien eng mit der Krankheitsentstehung verknüpft.
Dabei werde nicht nur das Erkrankungsrisiko im Erwachsenenalter erhöht, auch bei einer Schwangerschaft drohten Komplikationen: Jugendliche, die bereits an Prädiabetes litten, hätten eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, später während einer Schwangerschaft an Gestationsdiabetes zu erkranken, warnt der Verband.
Der BVF plädiert daher dafür, präventive Maßnahmen und die Aufklärung über die Bedeutung eines gesunden Lebensstils stärker in den Fokus zu rücken – in der Allgemeinbevölkerung als auch gezielt bei jungen Frauen und Mädchen.
Diabetes hat auch neurologische Konsequenzen: Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) und die Deutsche Hirnstiftung weisen darauf hin, dass zwei Prozent aller Demenzfälle auf Diabetes mellitus zurückgeführt werden könnten. „Die Prävention von Diabetes mellitus ist somit ein Investment in die eigene Hirngesundheit“, erklärte DGN-Generalsekretär Peter Berlit.
Ein gesunder Lebensstil beeinflusse nicht nur das Diabetesrisiko, sondern auch andere Demenzrisikofaktoren, wie Cholesterin oder Bluthochdruck. „Der additive Effekt für die Hirngesundheit ist somit viel höher als ‚nur‘ zwei Prozent“, hieß es aus der DGN und der Hirnstiftung.
Die Deutsche Rentenversicherung Bund weist auf die Bedeutung einer medizinischen Rehabilitation hin. „Eine Rehaleistung soll den selbstbestimmten Umgang mit der Erkrankung fördern und die Möglichkeit bieten, gesundheitsfördernde Aktivitäten zu trainieren oder sich mit neuen Medikamenten und Techniken vertraut zu machen“, erklärte deren Direktorin Brigitte Gross.
Im Jahr 2023 nahmen rund 6.900 an Diabetes Erkrankte an einer medizinischen Rehamaßnahme der Deutschen Rentenversicherung teil. 1.600 und damit besonders viele von ihnen waren Typ-1-Diabetikerinnen und -Diabetiker.
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