Jeder zehnte Epilepsie-Patient könnte von OP profitieren
Köln – Rund jeder zehnte Epilepsie-Patient leidet an einer Form des Krampfleidens, die Ärzte durch einen chirurgischen Eingriff heilen können. Darauf hat die Deutsche Gesellschaft für Neuroradiologie hingewiesen. Epilepsie gehört zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen. In Deutschland leiden etwa 0,7 bis 0,8 Prozent der Bevölkerung daran, das sind etwa 600.000 Menschen.
Bei manchen von ihnen sind kleine Fehlbildungen in der Großhirnrinde Verursacher der Anfälle. „Diese sogenannten epileptogenen Läsionen entstehen oft bereits im Mutterleib“, erläutert Horst Urbach, Ärztlicher Direktor der Klinik für Neuroradiologie am Universitätsklinikum Freiburg.
„Im Unterschied zu anderen Ursachen der Epilepsie – etwa, wenn die Krampfanfälle genetisch bedingt sind oder infolge bestimmter Erkrankungen auftreten – können epileptogene Läsionen bei vielen Patienten operativ entfernt und Betroffene so von der Epilepsie dauerhaft geheilt werden“, betont er. Die Operation werde vor allem dann durchgeführt, wenn Medikamente die epileptischen Anfälle nicht verhindern könnten.
Bei der Diagnostik im Vorfeld gerieten Standard-MRT-Verfahren aber häufig an ihre Grenzen. „Epileptogene Läsionen sind meist klein, sie verändern sich im Laufe des Lebens nicht und sind angesichts der komplexen Faltung der Großhirnrinde nur schwer erkennbar“, so Urbach.
Ob eine Läsion entdeckt werde, hänge deshalb oft von der Erfahrung des Diagnostikers und den Untersuchungstechniken ab. Zum Beispiel könnten computerisierte Nachbearbeitungen von MRT-Aufnahmen die Diagnostik verbessern. Beim „MRT postprocessing“ vergleicht eine Software die Hirnrinde der Patienten mit Normwerten.
Kleinste Unterschiede in der Dicke, ungewöhnliche Ausdehnungen oder abweichende Schattierungen, die für das bloße Auge nicht sichtbar sind, werden dabei erkannt. „Es ist wichtig, diejenige Patienten, die von einer Operation profitieren könnten, frühzeitig zu identifizieren“, betont Urbach.
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