Vermischtes

Jugendämter nehmen wieder mehr Kinder in Obhut

  • Mittwoch, 27. Juli 2022

Wiesbaden – Vier Jahre waren die Zahlen rückgängig, im vergangenen Jahr haben deutsche Jugendämter aber wieder mehr Kinder und Jugendliche in Obhut genommen als im Vorjahr. Rund 47.500 Minderjährige seien im Jahr 2021 vorübergehend in Obhut genommen worden, teilte das Statistische Bundesamt mit. Dies entsprach einer Zunahme von fünf Prozent im Vorjahresvergleich. 2017 lag die Anzahl mit rund 61.300 Fällen noch deut­lich höher.

Mit einem deutlichen Plus von 49 Prozent im Vorjahresvergleich wurden 2021 insbesondere mehr Kinder im Kontext einer unbegleiteten Einreise aus dem Ausland von den Jugendämtern aufgenommen. Die Inobhutnah­men wegen dringender Kindeswohlgefährdungen gingen hingegen um sechs Prozent oder rund 1.800 Fälle zurück.

Dieser Rückgang könne möglicherweise auch auf die Kontaktbeschränkungen im Zuge der Coronapandemie zurückzuführen sein, erklärten die Statistiker. So könnten diese dazu beigetragen haben, dass ein Teil der Kin­derschutzfälle aufgrund von Einschränkungen im Schul- und Kitabetrieb unentdeckt geblieben seien.

Insgesamt wurden in Deutschland im vergangenen Jahr rund 28.500 Kinder und Jugendliche wegen dringen­der Kindeswohlgefährdungen in Obhut genommen, dies entsprach 60 Prozent aller Fälle. Knapp 11.300 oder 24 Prozent entfielen auf unbegleitete Einreisen, gut 7.700 oder 16 Prozent der Inobhutnahmen wurden nach Selbstmeldungen beim Jugendamt durch Kinder und Jugendliche vorgenommen.

Insbesondere bei Kindern unter 14 Jahren war in jedem zweiten Fall die Überforderung der Eltern Grund für die Inobhutnahme. 26 Prozent der Kinder wurden zum Schutz gegen Vernachlässigung aufgenommen, bei 18 Prozent ging es um den Schutz vor physischer und bei zwölf Prozent um den Schutz vor psychischer Gewalt. Bei Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 18 Jahren entfielen 38 Prozent der Inobhutnahmen auf unbe­gleitet Einreisen.

Ein bedeutender Anteil der Inobhutnahmen konnte laut Statistischem Bundesamt bereits nach verhältnis­mäßig kurzer Zeit beendet werden: 53 Prozent dauerten maximal zwei Wochen, jeder dritte Fall nur maximal fünf Tage. Zwölf Prozent der Inobhutnahmen dauerten hingegen drei Monate oder länger.

afp

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