Jugendliche nur unzureichend gegen HPV geimpft

München – Der Berufsverband der Frauenärzte (BVF) und die Nationale Lenkungsgruppe Impfen (NaLI) haben anlässlich der Europäischen Impfwoche vom 23. bis zum 29. April auf die Bedeutung der präventiven Schutzimpfung gegen Humane Papillomviren (HPV) hingewiesen.
Sie könne Frauen und Männer vor HPV-bedingten Krebsvorstufen und -erkrankungen bewahren. Das Problem: BVF und NaLI zufolge sind die HPV-Impfquoten bei Jugendlichen in Deutschland unzureichend.
Dabei senke die Impfung nicht nur das individuelle Risiko für eine spätere Erkrankung deutlich, sondern verhindere auch indirekt Infektionen bei zukünftigen Sexualpartnerinnen und Sexualpartnern. Ziel der Impfung sei es, die Krankheitslast durch HPV-assoziierte Tumoren zu senken.
Laut BVF und NaLI erkranken in Deutschland jährlich ca. 6.250 Frauen und ca. 1.600 Männer an Krebs durch HPV. Den größten Anteil hat dabei der Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) bei Frauen – mit jährlich etwa 4.500 neuen Erkrankungen.
Insgesamt ist die Krankheitslast durch HP-Viren bei Frauen deutlich höher, da bereits Zellveränderungen oder Krebsvorstufen medizinische Diagnostik, Eingriffe und eine engmaschige Überwachung für sie zur Folge haben.
„Im Jahresdurchschnitt werden bei Frauen über 56.000 operative Eingriffe am Gebärmutterhals, sogenannte Konisationen durchgeführt, um HPV-bedingte Krebserkrankungen zu verhindern oder zu behandeln“, sagte Marianne Röbl-Mathieu vom BVF und Vorsitzende der AG Masern/Röteln/HPV der NaLI.
Die Eingriffe könnten in der Folge das Risiko für Früh- und Fehlgeburten erhöhen und damit die Lebensperspektive von Frauen und ihren Partnern und Partnerinnen beeinträchtigen.
„Leider haben immer noch viele Mädchen und Jungen keinen Schutz vor diesen schwerwiegenden Erkrankungen, wobei gerade bei der HPV-Impfung der rechtzeitige Impfschutz eine wichtige Rolle spielt“, sagte BVF-Präsident Klaus Doubek.
Aus Sicht des Verbandes ist es deshalb zwingend erforderlich, die ärztliche Impfberatung durch eine adäquate Honorierung besser zu unterstützen. Das sei eine wichtige Maßnahme zum Abbau von strukturellen Impfhindernissen beziehungsweise zur Förderung von Impfstrategien.
„Insgesamt gewinnen in der gynäkologischen Praxis Impfungen immer mehr an Bedeutung. Ihr Potenzial zur Prävention von impfpräventablen Infektionen bei Mädchen, Frauen und insbesondere auch Schwangeren mit Ihrem Umfeld und den Babys sind wichtige Bestandteile der Gesundheitsvorsorge von Frauen“, so Doubek.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut (RKI) empfiehlt die zweifache Impfung für Jungen und Mädchen im Alter von neun bis 14 Jahren. Bei Nachholimpfungen ab einem Alter von 15 Jahren werden drei Impfungen benötigt – sie sollten so früh wie möglich wahrgenommen werden. Die Kosten der Impfung werden bis zum Tag vor dem 18. Geburtstag standardmäßig von den Krankenkassen übernommen.
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